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Gefunden: Die phenomenelle des Jahres 2012
Malala Yousafzai (geb. 12.7.1997)
Ihr Name war einer der ersten, der bei der Redaktion einging und am Ende hatte sie auch die meisten Stimmen. Das mutige Mädchen aus Pakistan ist in diesem Jahr endgültig zum Symbol der Hoffnung und des Widerstands geworden: Für das Recht von Mädchen und Frauen auf Bildung, für Frieden und gegen die Frauenverachtung der Islamisten.
Bild: Screenshot aus der Dokumentation der New York Times 2009
Für Frieden und das Recht auf Bildung
Anfang 2009 mit gerade einmal 11 Jahren wird sie zur Stimme der Mädchen im pakistanischen Swat-Tal – anfangs noch unter Pseudonym. Sie schreibt ein Blog für die BBC, in dem sie ihr Leben als Mädchen unter der Herrschaft der Taliban beschreibt. Die radikalen Islamisten erlassen zu der Zeit ein Schulverbot für Mädchen, nachdem sie praktisch die Macht im Tal, das an Afghanistan grenzt, übernommen haben. Malala, die eigentlich Ärztin werden will, und ihr Vater wollen sich das nicht gefallen lassen. Für die Welt schreibt sie täglich über ihr Leben und die Repressalien. Am 25. Februar werden die Schulen wieder geöffnet, die Mädchen dürfen nur mit Burka bekleidet lernen.
Krieg im Swat-Tal, Flucht und Rückkehr
Schließlich greift die pakistanische Regierung militärisch ein. Im Sommer des Jahres kommt es zum zweiten Gefecht von Swat. Die zivile Bevölkerung – auch Malala und ihre Familie – fliehen aus der Region. Im Herbst sind mehrere Taliban-Kommandeure verhaftet oder tot. Die Flüchtlinge kehren zurück, bis heute bleibt die Situation im einst idyllischen Tal gefährlich. Ebenfalls im Sommer 2009 veröffentlicht die New York Times eine Dokumentation über das mutige Mädchen, in der sie zwar noch etwas schüchtern erscheint, aber gemeinsam mit ihrem Vater das Recht auf Bildung einfordert: „Überall auf der Welt dürfen Mädchen zur Schule gehen, hier im Swat-Tal müssen wir Angst haben, mit Säure überschüttet zu werden.“ Malala wird Sprecherin der örtlichen Kinderversammlung, gibt Interviews. Und erzählt auch, dass sie nun Politikerin werden will, so könne sie ihrem Land dienen und die Dinge beeinflussen. Ihr Vorbild: Benazir Bhutto. 2011 nomiert Desmond Tutu sie für den internationalen Kinder-Friedenspreis. Im Dezember des Jahres bekommt sie immerhin in Pakistan den nationalen Friedenspreis der Jugend.
Drohungen und schließlich ein Attentat
Die Taliban, deren Macht nicht endgültig gebrochen ist, bedrohen Malala und ihre Familie in den letzten Jahren immer wieder. Dass sie sich wirklich an einem Kind vergreifen, können viele trotzdem nicht glauben. Doch am 9. Oktober 2012 lauert ihr ein Maskierter auf dem Heimweg von der Schule auf, schießt auf Malala. Die Kugel verletzt sie lebensgefährlich, sie wird notoperiert im Militärkrankenhaus von Peschawar. Weltweit wird die beste ärztliche Hilfe angeboten. Seit Mitte Oktober wird sie in einem englischen Krankenhaus behandelt. Die Taliban bekennen sich zu dem Attentat und drohen, es wieder zu versuchen, wenn Malala überlebt.
Weltweite Solidaritätsbekunden
Das Attentat bringt die Situation in Pakistan und Malala erneut weltweit in die Medien. In Pakistan protestieren Hundertausende gegen den Anschlag und für die Rechte von Frauen und Mädchen, Staatschefs und Künstler setzen sich für sie ein. Auch im Internet wird eine Solidaritätswelle losgetreten. Der indische Regisseur Amjad Khan will ihr Leben als Tribut an sie und für die Millionen anderen verfilmen, die von ihr inspiriert wurden: „Heute ist Malala der Name einer Revolution, nicht nur in ihrem eigenen Land, sondern auf der ganzen Welt.“ Malala steht ebenfalls auf der Short-List des Time Magazine zur Person des Jahres 2012. Langsam geht es ihr besser. Am 17. Dezember postet sie auf ihrer offiziellen Facebook-Seite, die fast 120.000 Follower hat: „Das Leben wird hart sein. Aber ich werde härter sein.“
Offizielle FB-Seite Malala Yousafzai
Spiegel-Thema: Malala Yousafzai