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phenomenelle des Tages: Hedwig Kettler
Wir glauben, dass kein Mensch das Recht hat, seinem Nebenmenschen, auch wenn dieser eine Frau ist, vorzuschreiben: Bis hierher entwickelst du dich, aber um keine Linie weiter; bis hierher denkst du, aber um keinen Gedanken weiter!
(Quelle: Kalenderblatt. dradio Kultur)
Hedwig Kettler (19.9.1851–5.1.1937)
In ihrer Überzeugung ist sie radikaler als große Teile der bürgerlichen ersten deutschen Frauenbewegung. Das Recht auf Bildung und freie Berufswahl ist für sie ein Menschenrecht und steht deshalb auch Frauen zu. Um ihrer Forderung mehr Gewicht zu verleihen, gründet sie 1888 gemeinsam mit anderen den Frauenverein Reform.
Die Tochter wohlhabender Eltern besucht die höhere Töchterschule, das Abitur bleibt ihr wie allen Mädchen verschlossen, und die Kunstakademie. Erst mit Ende 20 heiratet sie einen Cousin. Das Paar bekommt zwei Töchter. Sie ist fest davon überzeugt, dass Mädchen ebenso begabt geboren werden wie Jungen. Unwissender als diese sind sie nur, weil sie so erzogen werden. Ihre Meinung bringt sie in Zeitungsartikeln und Vortragsreden zum Ausdruck. Durch Eingaben fordert sie die Bildungsministerien der Länder auf, Mädchen den Zugang zur gleichen Bildung zu ermöglichen. Die meisten scheitern.
1893 wird dank ihrer Intitiative das erste Mädchengymnasium in Karlsruhe gegründet (noch 1993 weigert sich das Kollegium, das „Lessing-Gymnasium“ ihr zu Ehren umzubenennen). Für ein anschließendes Studium müssen die Abiturientinnen allerdings nach einem Abschluss viele Jahre lang noch ins europäische Ausland gehen. Kettler darf aber noch miterleben, wie die Frauen auch die deutschen Universitäten erobern.
Fotoquelle: karlsruhe.de: kettler
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