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Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“

Andrea Krug & Dagmar Schadenberg, Foto: cb berlin

Andrea Krug & Dagmar Schadenberg, Foto: cb berlin

Am 1. Mai 1993 gründeten Andrea Krug und Dagmar Schadenberg einen Verlag für ausschließlich lesbische Literatur. Vom Coming-Out Roman bis zum Sachbuch „Lesben im Alter“ ist die Bandbreite der Veröffentlichungen groß. Viele Klassiker sind dabei und unvergessene Bücher. Dieses Jahr feiern sie 25jähriges Firmenjubiläum!

Vor fünf Jahren interviewte phenomenelle Krug & Schadenberg schon einmal. Damals erzählten sie von den Anfängen des Verlags und ihren Aufgaben als Verlegerinnen. Die Relevanz lesbischer Themen und die Notwendigkeit lesbischer Sichtbarkeit haben derweil an Aktualität – leider – nichts verloren.

Nicht nur deshalb sagt das Team von phenomenelle: Danke und herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!

 

Andrea Krug nahm sich die Zeit, ein paar Fragen von Autorin Larissa zu beantworten.

+ Was sind die drei schönsten/ denkwürdigsten Erinnerungen aus 25 Jahren Verlagsarbeit?

Eine wunderbare Erinnerung ist noch ganz frisch: die Einladung vom Begine-FrauenKulturZentrum in Berlin zum Lesbischen Literaturcafé an einem Sonntagnachmittag Mitte Oktober – ein Ereignis, das sich dann verselbständigte und zu einer Jubiläumsveranstaltung wurde. Und es war rappelvoll! Mit Gertrud Lehnert hat eine langjährige Verlagsfreundin und Autorin den Nachmittag moderiert. Zwei unserer Autorinnen haben dann aus ihren aktuellen Büchern gelesen: Ahima Beerlage aus „Lesbisch – Eine Liebe mit Geschichte“ und Jette Löven aus „Der Sommer ihres Lebens“, eine Anthologie mit schönen erotischen Liebesgeschichten. An das Leseprogramm schloss sich noch ein Gespräch an, in dem wir viele Fragen zur Verlagsarbeit, zu unser Geschichte, Gegenwart und Zukunft beantwortet haben und sehr, sehr viel Wertschätzung von den anwesenden Frauen erfahren haben. Das hat uns sehr gerührt und auch enorm beflügelt.

Mit Ava Lee fällt mir gleich eine weitere wunderbare Begegnung ein, die allerdings nicht ganz ungetrübt war: Es fing mit Begeisterung an. Ich stieß auf den ersten Ava-Lee-Roman, war hin und weg. Toll! So eine hinreißende lesbische Heldin, so ein mitreißender Plot, so rasante Wendungen! Dann Ernüchterung: Leider war das Buch schon bei einem anderen Verlag auf Deutsch erschienen. Das galt auch für die nächsten drei Bände. Ich las sie alle – und war immer ein bisschen traurig, dass Ava Lee nicht bei uns zu Hause war. Doch dann entstand eine Lücke: Es folgte kein weiterer Roman. Was war los? Ich checkte im Internet: Der kanadische Originalverlag hatte weitere Bände veröffentlicht. Aber sie erschienen nicht auf Deutsch. Das war unsere Chance! Wir haben kurz überlegt, ob wir nach 25 Jahren einen männlichen Autor verlegen wollten …? Und beschlossen: Ja! Diese Protagonistin, diese Storys sind es wert! Das machen wir – den Raum nehmen wir uns. Zum Glück haben wir die Rechte dann auch erwerben können, ich habe mich mit großem Vergnügen an die Übersetzung gemacht, und der erste Titel ist nun erschienen.

Foto: Krug & Schadenberg

Foto: Krug & Schadenberg

Damit verknüpft ist gleich noch eine wunderbare Erinnerung: Das Coverfoto für „Der schottische Bankier von Surabaya“ hat Christiane Pausch gemacht. Diese Fotografin kennen wir schon seit unserer Anfangszeit; sie hat viele unserer Autorinnen porträtiert, und in Zusammenarbeit mit ihr sind viele Coverfotos entstanden: So bin ich zum Beispiel mit ihr eines Samstags in die Marheineke-Markthalle in Kreuzberg gegangen, und wir haben einen riesigen Armvoll Rosen in allen Farben gekauft, und Christiane hat daraus das Rosenfoto für „Eine Sommerliebe in Paris“ gemacht – wunderschön romantisch, so dass später noch ein Postkartenmotiv daraus wurde. Ebenfalls von Christiane Pausch: das tolle Foto mit der Leserin auf unserem Plakat zum 10-jährigen Verlagsjubiläum. Oder das Foto auf dem Buchcover von „Tantra für Genießerinnen“… Ein Glück für uns, dass Christiane immer wieder mit uns arbeitet. – Das sind einige schöne Erinnerungen bzw. Begegnungen – es gibt natürlich noch viele andere.

+ Was hat sich in der Zeit – in Bezug auf Verlag und Außenwelt – verändert?

Der Buchmarkt hat sich sehr verändert. Viele kleine engagierte Buchhandlungen mussten in den vergangenen Jahren schließen, weil sie nicht nur von Online-Giganten verdrängt wurden, sondern auch von großen Buchkaufhäusern. Die nun wiederum schließen, weil sie nicht genügend Umsatz für ihre Riesenflächen machen. Die kleinen engagierten Läden bringt das nicht von heute auf morgen zurück. Das ist ein Verlust. Aber diese Entwicklung betrifft ja den gesamten Einzelhandel. Für uns bedeutet das, wir haben viel weniger Präsenz im Buchhandel. Wir können uns keine Flächen in Kaufhäusern kaufen und auch keine Präsenz im Onlinehandel. Diese verringerte Sichtbarkeit macht sich für uns natürlich im Umsatz bemerkbar – die LeserInnen haben es schwerer, unsere Bücher und die anderer kleinerer Verlage zu finden, sie in die Hand zu nehmen und mal reinzulesen. Fündig werden sie dann, wenn sie beharrlich sind, im Internet – und hier schließt sich dann leider der Kreis …

Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte.

Foto: Krug & Schadenberg

+ Wo soll es in Zukunft hingehen?

Für die Zukunft wünschen wir uns weiterhin treue Stammleserinnen und neugierige neue LeserInnen, die unsere Bücher wollen und wertschätzen. Die sie sich in der Buchhandlung um die Ecke besorgen oder direkt über uns ordern – frau kann uns durchaus auch anrufen und sich beraten lassen. Wir wünschen uns auch Feedback von unseren LeserInnen – lobende Worte, konstruktive Kritik, erfüllbare Wünsche. Solches Feedback bekommen wir bei Veranstaltungen und bei Büchertischen auf Straßenfesten, und manchmal erhalten wir auch Postkarten, auf denen steht: »Wie gut, dass es Euch gibt!« So was freut uns natürlich immer sehr! Und trägt uns über manche Hürde im Alltag hinweg. Das brauchen wir, ist ja klar! Aber zudem brauchen wir auch Kundinnen, damit wir weiter feine Literatur für lesbische LeserInnen machen können. Also klar der Appell: Kauft Eure (Weihnachts-) Geschenke bei uns!

+ Die Frage nach den Lieblingsbüchern ist wahrscheinlich immer noch unfair?

Ja! Lieblingsbücher können wir ebenso wenig nennen wie Eltern ihr Lieblingskind. Empfehlen können wir natürlich unsere Neuesten, die habe ich ja bereits genannt. Und immer auch unsere Klassikerinnen: „Sarahs Töchter“, „Stone Butch Blues“, „Die verborgene Welt“, „Mrs. Medina“ oder die Romane von Claudia Breitsprecher, einer sehr talentierten Berliner Autorin („Hinter dem Schein die Wahrheit“ oder „Auszeit“).

Darüber hinaus empfehlen wir immer mal wieder einen Besuch auf unserer Website unter www.krugschadenberg.de und unseren Newsletter zu abonnieren. Damit ist die Leserin dann stets auf dem Laufenden, was neue Bücher oder Veranstaltungen angeht.

+ Mit wem würdet ihr gerne mal was machen buchtechnisch?

Der Wunsch geht gerade bereits in Erfüllung. Wir haben vor vielen Jahren, 1996, um genau zu sein, das erste Buch von Ahima Beerlage herausgebracht: „Sterne im Bauch“. Das ist eine Coming-out-Geschichte aus’m Pott, die zeitlos berührend ist, und damals beim Erscheinen etwas sehr Besonderes war, weil es kaum deutsche Coming-out-Romane gab. In der Folgezeit hat die Autorin viele andere Dinge gemacht, und wir haben immer gehofft, dass sie doch noch mal zum Schreiben zurückkehrt. Das ist nun geschehen. Nach dem bereits erwähnten Buch, das mit ihrer persönlichen (Lesben-)Geschichte befasst, hat sie nun endlich einen weiteren Roman geschrieben, und wieder mit einem fesselnden Thema. Das Manuskript liegt bereits vor, die Zusammenarbeit mit der Autorin ist eine Freude, und das Buch wird im Frühjahr 2019 erscheinen.

Foto: Krug & Schadenberg

Foto: Krug & Schadenberg

+ Schreibt ihr auch selbst?

Nein, wir schreiben nicht selbst. Außer Antworten für Interviewfragen ☺ Und ich übersetze aus dem Englischen. Ansonsten haben wir genug mit allen anderen Verlagsarbeiten zu tun …

+ Herzlichen Dank für das Interview und alles Gute für die nächsten 25!

Wer die Verlegerinnen und ihr Programm selbst kennenlernen möchte, kann dies bei der offiziellen Jubiläumsfeier am 8. Dezember 2018 in der Berliner Buchhandlung „Eisenherz“ im „Lesbischen Literatursalon“ tun. Nach einer Lesung kann man dort mit den Macherinnen von Krug & Schadenberg persönlich ins Gespräch kommen.

 

 

Infos zur Jubiläumsfeier am 8. Dezember 2018:

https://prinz-eisenherz.buchkatalog.de

Ort: Buchhandlung Eisenherz, Motzstrasse 23, 10777 Berlin

Verlagsseite: https://www.krugschadenberg.de/

 

 

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One thought on “Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“”

  1. Andrea sagt:

    Toll! Danke, liebe Larissa, danke liebe Phenomenelles für Eure prima Arbeit!
    Herzlich, Andrea

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