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Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
Das neue lesbische Buch von Ahima Beerlage
Sie hat etwas zu sagen: Ahima Beerlage reißt in Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte von der ersten Seite an die Leserin mit. Ich habe bei ihren Erinnerungen schmunzeln müssen, war nachdenklich und habe mich selbst erinnert, an meine Zeit. So individuell jede von uns ist, so besonders ist die eigene Geschichte der Autorin.
Sie hat Humor, das mag ich sehr, aber sie ist auch kritisch und nimmt kein Blatt vor den Mund, ohne wirklich böse mit Menschen abzurechnen. Nur Denkanstöße gibt sie, und erzählt von einer Zeit, die auch ich noch mitbekommen habe – Regler statt Digitales beim Radio, Gruppentreffen statt Internet und Coming-out in einer Zeit, in der an die „Ehe für Alle“ noch lange nicht zu denken war.
Wundervolle Wortwahl und elegante Umschreibungen
Ihre Formulierungen, die Wortwahl und Umschreibungen, sind einfach wundervoll: „Auf der Suche nach verschüttetem Wissen“ lernt sie Gemüse anzubauen, „Ausflüge auf das heteronormative Festland“ von ihrer lesbischen Insel ablegend bringen sie „auf den Boden der gesellschaftlichen Tatsachen“. Sie hatte ebenso wie ich eine Schulfreundin mit derselben Win-Win-Situation: „Ich half ihr im Gymnasium bei allen Fächern, bei denen es auf korrektes Deutsch ankam, und sie lotste mich durch die Mathematik, die mir ein Buch mit sieben Siegeln war“.
Nicht zuletzt die Schilderung ihrer Arbeit als TV-Autorin einiger Daily Soaps oder Telenovelas ist immer spannend und gleichzeitig auch zum Kopfschütteln. Wie sie einer Kollegin erklärt, dass sie ja wohl mal ein paar Stunden aushalten könne, eine schwule Geschichte zu plotten, während sie selbst andauernd in einer Heterowelt klarkommen muss. Und was ich diese Woche erst in einem TV-Interview zum Ausstieg einer beliebten Serienfigur sah, steht ebenfalls fast in Stein gemeißelt in Ahima Beerlages Buch: „Wie viele private Coming-outs wurden von Serien-Coming-outs ausgelöst?“
Verschiedene Erfahrungsräume wie lesbisch, behindert und dick
Auch über ihre Behinderung und das Leben mit einer erneuten Ausgrenzung spricht sie ganz offen und gleichzeitig sensibel: „Ich habe also durchaus verschiedene Erfahrungsräume als Frau, als Lesbe, als Behinderte…als Dicke, als Gläubige…wenn wir berührt werden wollen, müssen wir manchmal auch Verletzungen in Kauf nehmen“ Ihre Worte gehen mir direkt ins Herz, wenn sie Formulierungen wählt wie: „Wir sind keine verbitterten, separatistischen alten Schachteln. Wir sind lebendig und ein bisschen müde von all den Kämpfen – und wir sind Lesben, Frauen, die Frauen lieben. Nicht mehr, und auch nicht weniger.“ Weil es einfach so ist.
Die Einleitungen in jedes Kapitel sind Zitate. Hier berührt mich am meisten das von Louise Otto-Peters: „Wir wollen lieber fliegen als kriechen“.
Zu vielen Begriffen und allen erwähnten Namen gibt es Fußnoten und einen ausführlichen Anhang. Das finde ich gerade für junge Frauen, die dieses Buch hoffentlich lesen mögen, gut. Denn sie wissen vermutlich nichts mehr über Barbara Hammer oder Claire Waldoff.
Es sind leider nur 152 Seiten (die sich aber lohnen), ich hätte Ahima Beerlage noch länger zuhören können 🙂
Unbedingt lesenswert!!
Ahima Beerlage
Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte
Verlag Krug & Schadenberg
152 Seiten
broschiert 14.90 EU
eBook 9.99 EU
https://www.krugschadenberg.de/produkt/lesbisch-eine-liebe-mit-geschichte/