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Umweltministerin Hendricks spricht über ihr Coming-out

Barbara Hendricks Porträt, Fotocredit: By Jakob Gottfried (Own work) [CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Caren Miosga interviewt … neues TV-Magazin beim NDR

Heute Abend um 23:30 Uhr – zu nachtschlafender Zeit sozusagen – spricht Bundesumweltministerin Barbara Hendricks erstmals ausführlicher über ihr leises Coming-out Ende 2013. phenomenelle konnte die Sendung vorab sehen.

Seit 2013 ist Barbara Hendricks quasi von Amts wegen die oberste Umweltschützerin in Deutschland. Für sie wohl der Karrierehöhepunkt wie die erst vor wenigen Wochen 64 Jahre gewordene Politikerin im Interview mit Talkerin Caren Miosga bekennt. Ende 2013 erfuhr die Öffentlichkeit so ganz nebenbei durch ein Interview in einer niederrheinischen Lokalzeitung davon, dass die Ministerin in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft mit einer Frau lebt.

Wir haben nach dem richtigen Anlass fürs Coming-out gesucht

In der neuen Talksendung der Tagesthemen-Moderatorin Caren Miosga interviewt … sagt Hendricks, es sei bewusst und gewollt ein stilles Coming-out gewesen. Schon länger hatte sie mit ihrer Lebenspartnerin ausgemacht, nun als Ministerin solle sie auch bundesweit offen über ihre Beziehung reden. In ihrer niederrheinischen Heimat sei es längst bekannt gewesen. Der Zufall in Gestalt eines Journalisten, der für die Regionalzeitung ein Interview mit der Neu-Ministerin führen wollte, sei dazu gekommen.

Dann ist ja gut, dann ist es jetzt erledigt,

habe sie beim Lesen des Interviews gedacht, sagt Hendricks gegenüber Miosga. Ausdrücklich betont sie, dass Wowereit ihr und vielen anderen Politiker_innen den Weg geebnet habe durch sein lautes „Ich bin schwul und das ist auch gut so“ viele Jahre zuvor. Auf Nachfrage von Miosga betont sie, einerseits habe sie es nicht mehr nötig gehabt so laut zu sein, andererseits hätte es auch zu ihr nicht gepasst. Wichtig war ihr, den „Zungenschlag“ des Coming-out  zu beeinflussen.

Hendricks selbst machte bislang keine homofeindliche Erfahrungen, sie sagt: „Aber ich weiß natürlich, dass es das gibt.“ Es könne aber auch sein, dass man aufgrund ihrer Stellung sie nicht persönlich angehe, sondern hinter ihrem Rücken rede. Deutlich fordert sie die Öffnung der Ehe, schiebt allerdings in typischer SPD-Manier die Verantwortung für den schleppenden politischen Fortschritt allein der CDU in die Schuhe:

Innerhalb dieser Legislaturperiode wird uns das nicht gelingen, denn das ist im Zusammenhang mit der Koalitionsvereinbarung von der Union deutlich ausgeschlossen worden.

Ich hab‘ nix dagegen als unauffällig wahrgenommen zu werden

Es könne bis zu den nächsten Koalitionsverhandlungen nur gesellschaftlich weiter für eine Öffnung geworben werden. Allerdings muss auch die sympathisch zum Understatement neigende Frau Hendricks sich am SPD-Wahlkampfslogan „100% Gleichstellung – Nur mit uns“ messen lassen. Ob das Zögern um die Gleichstellung der Partei wirklich nützt oder eher schadet, mögen die Wähler_innen selbst entscheiden. Das komplette Interview von 10 Minuten Länge könnt ihr heute Abend auf NDR sehen.

Fotocredit: By Jakob Gottfried (Own work) [CC BY-SA 3.0 Creative Commons Licence 3.0 via Wikimedia Commons]

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