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phenomenelle des Tages: Rosa Luxemburg
Rosa Luxemburg (5.3.1871–15.1.1919)
Das Kind aus einer wohlhabender Familie wird in einem Teil des heutigen Polen geboren, der damals zum russischen Königreich gehört. Bereits mit 15 Jahren schließt sich die gute Schülerin der polnischen Arbeiterpartei an. Mit 18 macht sie ein exzellentes Abitur. Als ihre Parteimitgliedschaft bekannt wird, flieht sie auf Anraten von Genossen vor der drohenden Verhaftung.
Im Schweizer Exil studiert sie Philosophie, Politik und Geschichte, Ökonomie und Mathematik, lernt andere Intellektuelle aus Polen und Russland kennen. 1893 gründet sie die sozialdemokratische Partei Polens mit. Im Gegensatz zu führenden Sozialisten der Zeit plädiert sie dafür, erst Kapitalismus und Monarchie in ganz Europa abzuschaffen, bevor Polen unabhängig werden könne. Sie befürwortet eine Revolution in den Kaiserreichen Russland, Deutschland und Österreich-Ungarn.
Konsequente Friedensaktivistin
1898 zieht sie nach Berlin, heiratet um die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen und wird Mitglied der SPD. Auch hier gerät sie bald in Konflikte. Die SPD verabschiedet sich immer weiter von dem Ziel, die Gesellschaft revolutionär umzugestalten, und setzt verstärkt auf Reformen im Alltag, den Ausbau parlamentarischer Rechte und größeren Wohlstand. Luxemburg hingegen schreibt Artikel, in denen sie scharf formuliert und intelligent herleitet, warum die Macht durch die Arbeiter übernommen werden müsse. Die Auseinandersetzung bringt ihr Respekt und Achtung ein, viele fürchten sie aber auch.
Früh erkennt Luxemburg, dass die imperialistische Politik und der Militarismus in einen Krieg münden wird. Ihre Appelle an die Parteikollegen verhallen. Zumal die SPD bei den Reichstagswahlen 1907 empfindlich verliert, nachdem sie sich gegen den Kolonialismus und den Imperialismus ausgesprochen hatte. Luxemburg vertritt die SPD bei europäischen Kongressen, hält flammende Friedensreden, vereinbart mit anderen den internationalen Generalstreik im Falle eines Kriegsausbruchs. Wiederholt wird sie wegen ihrer Überzeugungen verhaftet und verurteilt. Am Ende muss sie erkennen, dass auch bei den Sozialisten der Nationalismus stärker wiegt als das Klassenbewusstsein. Der allgemeine Generalstreik bleibt aus. Im August 1914 bricht der I. Weltkrieg aus, bringt unendliches Leid und Millionen Tote über Europa. Die SPD stimmt der Mobilmachung zu. Luxemburg ist am Boden zerstört.
Kriegsgegner gründen eigene Partei
Doch sie berappelt sich schnell, gründet mit anderen eine Gruppe der Kriegsgegner innerhalb der SPD, 1916 wird daraus der Spartakusbund, ein Jahr später nach dem Sturz des Zaren in Russland die linke USPD. Den Krieg muss Luxemburg überwiegend im Zuchthaus verbringen. Aufmerksam und wach verfolgt sie die Ereignisse, schreibt Aufsätze und Artikel. Sie begrüßt zwar die Oktoberrevolution, kritisiert aber Lenins Konzept von den Kommunisten als der Elite der Arbeiterbewegung, warnt vor dessen Bolschwiki mit ihrem berühmten Zitat:
Freiheit ist immer Freiheit des Andersdenkenden.
Wenige Tage bevor am 9. November 1918 Scheidemann und Liebknecht zeitgleich die Republik ausrufen, kommt Luxemburg frei. Sie verfasst das Programm der KPD, die am 1.1.1919 gegründet wird, plädiert auf der Versammlung aber dafür, an den Wahlen teilzunehmen und nicht ohne den Willen des Volkes zu handeln. Ihre Genossen entscheiden anders. Obwohl sie vor den Folgen warnt, beginnen sie einen Aufstand, um die Regierung zu stürzen. Er scheitert, die Anführer müssen untertauchen. Auch Luxemburg, trotz ihrer Kritik. Doch man ist ihr bereits auf den Fersen. Am 15. Januar wird sie von einer so genannten Bürgerwehr festgenommen, von einem Freikorps verhört, schwer gefoltert und schließlich ermordet. Die Leiche werfen die Schergen in den Landwehrkanal.
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-14077-006 / Unknown / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de], via Wikimedia Commons
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