phenomenelle

kulturelle

Ylva Verlag

Buchrezi – Dein Herz sei mein von Karin Kallmaker

Cover: Dein Herz sei mein von Karin Kallmaker, „Du wirst verletzt werden, beharrte die leise Stimme…“ Marissa hat eine leise Vorahnung, als sie – „ein übergewichtiger Computerfreak“ – sich auf Linda, die Modelmaße besitzt, einlässt. Aber wie ist Selbstbeherrschung möglich, wenn man gerade Schiffbruch erlitten hat, anstatt sich auf einer Kreuzfahrt zu erholen. Und wird dann von einer interessanten Fremden dermaßen begehrt, fühlt sich so lebendig.

Karin Kallmaker hat in Dein Herz sei mein wieder Figuren zum Leben erweckt, die teilweise in jeder von uns stecken. Es ist ein wirklich sinnliches Buch. In erster Linie geht es um das Sich-selbst-finden und -mögen. Kallmaker beschreibt Genuß, Gefühle und Ängste als seien es die eigenen Erfahrungen der Leserin, weshalb sich auch dieses Buch nur schwer aus der Hand legen lässt.

Marissa ist gemeinsam mit ihrer Freundin Octavia Inhaberin der Dating-Firma „Dein Herz sei mein“. Sie hat ein Computerprogramm entwickelt, das eine mindestens 97-prozentige Übereinstimmung zwischen potentiellen Partnern herausfiltern und so Vorschläge zu Dates machen kann. Auch Marissa trifft sich mit drei der ihr vorgeschlagenen Frauen. Sie ist sicher, 97% sind ziemlich viel. Doch was, wenn es außerhalb der drei Dates mit Linda eine eigentlich 100%-ige Übereinstimmung gibt, die ganz plötzlich auf null Prozent heruntersackt, weil Monate des Nichtmeldens ins Land gehen? Und wenn man selbst mit sich so gar nicht im Reinen ist und sich dick und unattraktiv fühlt? Dann gehört das Leben umgekrempelt.

„Die Zukunft erreichen wir, indem wir die Gegenwart leben“, lernt Linda. Marissa schreibt währenddessen imaginäre Briefe an ihre Mutter, in denen sie zum Beispiel mit „PS: Immer noch lesbisch“ endet. Auch die imaginären Briefe an die abgetauchte Linda sind amüsant. Marissa vermisst sie. Marissa bemerkt aber auch, dass es an der Zeit ist „sich selbst zu formen“, nachdem das Leben sie geformt hat und ihr Herz „immer noch Spuren von Klebeband“ aufweist.

Kurzer Hand meldet Marissa sich in einem Fitnessstudio an, geht zu einer Ernährungsberaterin und gerade, als sie sich in ihrer Haut wohlzufühlen beginnt, erscheint Linda wieder in ihrem Leben. Die wiederum ihrerseits gerade lernt, sich in ihrer eigenen Haut wohlzufühlen. Denn äußere Schönheit ist nicht alles.

Dass dies nur Äußerlichkeiten sind, beschreibt Kallmaker hier ganz wundervoll. Die vielzitierte innere Schönheit bekommt in ihrem Buch zwei Gesichter. Gefühl und Angst, Vertrauen und Unsicherheit sind hier die Paare, die wirklich zusammenpassen. Doch es wäre kein echter Kallmaker, wieder übersetzt von Andrea Krug, wenn es nicht hauptsächlich um die Liebe ginge. Die Liebe, die alles heilen kann?

Lesen, dann wisst Ihr es! 🙂

KarinKallmaker
Dein Herz sei mein
(Original: Finders Keepers)
ISBN 978-3930041633
Verlag Krug & Schadenberg

Related Posts

Querverlag

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 5. bis zum 18. Oktober 2024
  • Fernsehinfos vom 21. September bis zum 4. Oktober 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit