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phenomenelle des Tages: Christa Winsloe
Christa Winsloe (23.12.1888–10.6.1944)
Aus ihrer Feder stammen die literarische Vorlage sowie das Drehbuch zum lesbischen Filmklassiker Mädchen in Uniform. Das zugrundeliegende Theaterstück und der 1931 entstehende Film machen sie für kurze Zeit weltberühmt. Doch schnell verblasst ihr Ruhm gegenüber dem des Films. Wie das Mädchen Manuela gehört auch die Bildhauerin und Schriftstellerin Christa Winsloe zeit- und arbeitslebens nirgendwo richtig dazu, wie Kollegin Christa Reinig 1983 über sie schreibt. Die Bürger akzeptieren die Offizierstochter nicht als eine der ihren. Die Künstler finden, sie solle lieber Aktmodel werden. Für die Schriftsteller ist sie Schreibmamsell. Den Emigranten bleibt sie suspekt, weil sie darauf beharrt unpolitisch zu sein.
Das dritte Kind eines englischen Vaters und einer deutschen Mutter wird 1888 in Darmstadt geboren. Weil die Mutter früh stirbt und der Vater mit Kindern nicht wirklich kann, schickt er die 15-Jährige in ein Potsdamer Mädchen-Stift für Offzierstöchter. Winsloe leidet unter dem militärischen Drill und der strengen Disziplin. Später rechnet sie literarisch mit der Zeit ab. Das Theaterstück um das früh verwaiste Mädchen Manuela, dass in einem preußischen Mädcheninternat unter dem Drill leidet und sich in seine Lehrerin verliebt, mehr aber noch die 1931 und 1958 entstehenden Filme Mädchen in Uniform werden große Erfolge.
1909 zieht Winsloe nach München, um Bildhauerei zu studieren. 1913 heiratet sie einen ungarischen Baron, nimmt seine Staatsbürgerschaft an und arbeitet als Bildhauerin. Nach dem 1. Weltkrieg kommt es in Ungarn zur Revolution, der Baron und seine Frau fliehen, erst nach Berlin, dann nach Wien. 1922 trennt sich Winsloe, kehrt nach Berlin zurück. Wie Millionen andere verliert sie durch die Inflation in Deutschland alles. Mit Zeichnungen für Illustrierte sichert sie sich ein schmales Einkommen.
Mädchen in Uniform wird ein Welterfolg
Nach der Scheidung zieht Winsloe 1924 erneut nach München. Tiere werden ihre Lebensgefährten im neuen Haus und die Modelle für ihre Skulpturen. Sie lernt die Geschwister Erika und Klaus Mann sowie die Schauspielerin Therese Giehse kennen. Erste Schreibversuche entstehen. Anfang der 30er Jahre wird ihr Theaterstück Ritter Nerestan (auch Gestern und heute) ein Erfolg und anschließend als Film Mädchen in Uniform ein Welterfolg. Giehse, die in der deutschen Neuverfilmung 1958 die strenge Oberin des Mädchenpensionats spielt, ist bei der Berliner Aufführung dabei. Die andere Freundin aus Münchner Tagen Erika Mann übernimmt eine Rolle in dem Film der 1931 unter der Regie von Leontine Sagan auf Grundlage des Theaterstücks entsteht.
Privat verliebt sich Christa Winsloe in die US-amerikanische Journalistin Dorothy Thompson, mit der sie zeitweise in den USA lebt. Thompson gehört zu den frühesten Kritiker_innen der Nationalsozialisten und muss 1934 aufgrunddessen Deutschland endgültig verlassen. Winsloe wird in den USA nicht glücklich, die Sprache liegt ihr nicht. Sie will wieder in Deutschland publizieren. Die Liebe zwischen den beiden Frauen zerbricht, sie bleiben sich freundschaftlich verbunden. Winsloes Hoffnung, in Deutschland wieder veröffentlichen zu können, erfüllt sich nicht. Ihre nächsten Romane finden nur ausländische Verleger. Im Geburtsland erhält sie Publikationsverbot, weil ihr Roman zum Film in einem Verlag erscheint, bei dem auch Nazi-Gegner veröffentlichen. Ihre letzten Lebensjahre verbringt Winsloe in Frankreich, gegen Ende völlig verarmt. Doch noch einmal findet sie die Liebe mit der Pianistin Simone Gentet. 1944 werden die beiden Frauen erschossen, wohl weil man sie fälschlicherweise für Spioninnen hielt.
Bild: Cover der Biografie von Doris Hermanns: Meerkatzen, Meißel und das Mädchen Manuela
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