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Film-Test: Bin ich lesbisch?

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© Rusty Cave

Als ich in meiner Pubertät darüber nachdachte, ob ich lesbisch sein könnte, kam mir die Idee eines Tests. Ich würde einen pornografischen Film schauen und wenn mich der lesbische Filmteil erregen würde, dann wüsste ich halt Bescheid.

Schaufeln im Garten Eden

Doch diese Damen erregten mich nicht, sie machten mir Angst. Sie bohrten unkontrolliert in ihrer Gespielin mit verzerrten Gesichtern, als würden sie sich gegenseitig von einer hartnäckigen Verstopfung befreien.

Fingernägel können heiß sein. Es törnt an, wenn deine Freundin während des Sex völlig außer Kontrolle deinen Rücken zerkratzt. Aber diese Fingernägel: das waren keine Fingernägel, das waren Schaufeln. Solche Damen würde ich mit nach Hause nehmen, damit sie mir den Vorgarten umgraben. Sicher nicht, um sie damit in meinen Garten Eden zu lassen.

Keine Ahnung, wie ich damals auf den Gedanken kam, Pornofilme gäben realistisch das Liebesspiel zwischen Frauen wieder.

Aufwärmen mit Hetero-Lesben

Ich habe vor Jahren einen Bericht über eine Studie gelesen. Sie besagte, dass es bei Männern möglich sei, ihre sexuelle Orientierung anhand ihrer Erregung beim Anblick von pornografischen Filmen zu erahnen. So sollen homosexuelle Männer eher auf homosexuelle Darstellungen reagieren, während heterosexuelle Männer weniger darauf reagieren würden. Bei Frauen hingegen sei die Erregung beim Anblick von homo- oder heterosexuellen Darstellungen gleich stark ausgeprägt.

Leider wurde über die Art der dort gezeigten Filme nichts Näheres geschrieben. Ich vermute aber, dass „Hetero-Lesben-Pornos“ gezeigt wurden. Eine lesbische Handlung, die von Männern für Männer produziert wird. Unter lesbisch wird hier das „Aufwärmen“ zwischen zwei Frauen verstanden, um sich anschließend einem Mann zu widmen. Filme, die leider zu einem völlig verzerrten Bild von Lesben beitragen. Solche Szenen sind für die lesbischste Lesbe, sprich mich, wenig erregend.

Ich habe einen „lesbischen“ Porno gesehen, bei dem die Stewardess den weiblichen Captain vernascht. Leider waren beide auffallen billig geschminkt und gestylt und die Stewardess schluckte angewidert kurz vor dem Oralverkehr. Das hätte ich ja noch übersehen können. Aber auch währenddessen sah sie leider aus, als müsse sie sich gleich übergeben. Es wäre erregender gewesen, den beiden dabei zuzuschauen, wie sie Tomatensaft pressen.

Ist schwul das neue lesbisch?

Nach einer feuchtfröhlichen Party erzählte mir ein Mädel beschämt und sicherlich nur aufgrund ihres ausufernden Alkoholpegels, dass sie sich gerne Schwulenpornos ansehe. Sie flüsterte verlegen, als würde dies ihrem lesbischen Ruf erheblich schaden. Und ganz ehrlich? Mich verwunderte diese Aussage. Warum sollte ich mir als Frau, die Frauen liebt,  Männer beim Sex ansehen? Bis dato hatte ich von schwulen Pornos lediglich gehört. An die Frau kann ich mich heute nicht mehr erinnern, aber an ihr „Geständnis“. Ich habe es auch später immer mal wieder von anderen Lesben gehört.

Hauptbestandteil in Heteropornos ist leider immer wieder die Erniedrigung der Frau. Das Vergnügen des Mannes steht im Vordergrund. Frauen werden benutzt. Der Sex ist mit dem Orgasmus des Mannes vorbei. Der weibliche Orgasmus spielt keine Rolle. Die männlichen Zuschauer scheint es nicht zu stören, dass die Frauen auffallend gespielt stöhnen und unbefriedigt quietschen. Mit Pornos lässt sich Kasse machen.

Viele schwulen Pornos zeigen hingegen weniger bis keine Erniedrigung des Partners, sondern animalisches Verlangen und gegenseitige Orgasmen. Kein Wunder also, dass sogar mich als Lesbe diese Darstellung eher erregt. Genauso wie viele Frauen z. B. Gruppensex in Filmen heiß finden, in ihrem realen Sexleben aber kein Bedürfnis danach haben. Egal welche sexuellen Handlungen mich zwischen Frau/Frau, Mann/Frau oder eben Mann/Mann antörnen, heute weiß ich, dass mich das in meiner Sexualität nicht bestimmt.

Mehr als Gay-For-Pay finden

Die nächste Frage, die es für mich zu klären galt: Wie finde ich lesbentaugliche Lesbenpornos? Ohne kotzende Stewardessen und nackte Gärtnerinnen.

Ein Porno-Award sagt JA

PorYes AwardPorYes vergibt ein “feministisches Gütesiegel”, den PorYes-Award. Für pornografische Filme, die bestimmte Kriterien erfüllen, wie die positive Darstellung weiblicher Lust sowie die Mitwirkung von Frauen bei der Produktion. Auf der Homepage heißt es dazu: „Darunter ist der Teil der Frauenbewegung zu verstehen, der für eine positive Darstellung von Sexualität einsteht und klischeehafte, menschenverachtende Darstellungen ablehnt.“

Lesbische Porno-Filme auf Girlfriends

Girlfriends FilmsGirlfriends Films ist auf lesbische Porno-Filme spezialisiert. Der Gründer Dan O’Connel schreibt und produziert alle Filme und versucht nach eigener Aussage hauptsächlich Lesben oder bisexuelle Frauen für seine Filme zu casten. Auf der Webseite beschreibt sich Girlfriends Films selbst als die weltgrößte und feinste Sammlung von lesbischen Sexvideos mit „real orgasms“.

Girlfriends Films hat u. a. die Filmserie Lesbian Sex herausgebracht, die sich als „reality-based porn“ bezeichnet. Die Darstellerinnen kennen einander, sind Pornodarstellerinnen und Freunde. Nach einem halbstündigen Sex-Interview über ihre Karriere was sie beim „girl/girl sex“ mögen, erste sexuelle Erfahrungen etc. folgt der erwartete Sex. So z.B. zwischen Elexis Monroe und Sinn Sage. Der „professionelle“ Sex zwischen beiden wirkt ehrlich, nicht gestellt und befriedigend für beide. Für mich war so etwas zu sehen völlig neu.

Pornofilme für Paare

Digital Playground hat sich auf „pärchentaugliche“ Pornofilme spezialisiert. Die Produktionsfirma vertreibt u. a. auch Cherry. Der Film handelt von einem Stripclub von Frauen für Frauen. Sinn Sage, die nur in girl/girl-Filmen zu sehen ist, spielt auch hier eine wesentliche Rolle. Ob blond oder brünette, wie von einem Porno zu erwarten, geht es zwischen allen Girls heiß zur Sache. Auch wenn der Film mit den gewohnten gay-for-pay-Blondinen anfängt, dürfte für jede etwas dabei sein. Da Frauen nachgesagt wird, dass sie mehr als puren Sex wollen, sind die ausschließlich zwischen Frauen stattfindenden Sexszenen in eine Storyline eingebettet. Was das ganze zu einem wirklich nett anzusehenden Porno macht.

Lesbischer Sex in Kino-Brillanz

Juicy Pink Box 2012Juicy Pink Box  wurde von der attraktiven lesbischen Jincey Lumpkin gegründet, die im Rahmen der PornYes-Kampagne bereits geehrt wurde. Sie ist außerdem Gründerin und Betreiberin des erotischen sozialen Lesben-Netzwerkes digiromp.com und schreibt regelmäßig eine Kolumne für die Huffington Post. Ihre Filme beschreibt sie als lesbischen Sex in Kino-Brillanz, die Frauen dazu verleiten sollen, ihre lesbischen Fantasien zu entdecken. Eine Mitgliedschaft ermöglicht Zugriff zu den erotischen Filmen, mit Darstellerinnen von femme bis butch.

Echte Menschen mit echtem Sex

Comstock Films Gründer Tony Comstock belichtet in seiner Film-Reihe „Real People, Real Life, Real Sex“. Paare, egal ob jung oder alt, homo oder hetero. Comstock Films präsentiert euch u. a. Ashley und Kisha. Die beiden erzählen in einem Interview von ihrem Kennenlernen, ihrer Beziehung, ihrem Sex. Wir erfahren, wie ihre Geschichte begann. Die Aufreißerin Ashley trifft auf die anfangs noch heterosexuelle Kisha. Wie das endet bzw. anfing, nämlich zwischen den Beinen der jeweils anderen, wird uns auch nicht vorenthalten. Pornografie ohne schmalzige Musik oder aufgesetztes Stöhnen. So einfach kann Erotik sein: zwei Menschen, die sich lieben und Sex haben.

„Wer suchet der findet“ – auch lesbentaugliche Pornos. In diesem Sinne wünsche ich euch erregende Momente.

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