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Ein Jahr nach Conchita – wer erklimmt den Eurovisionsthron?

In diesem Jahr ist es spannend wer den Eurovision Song Contest (kurz ESC) für sich entscheiden wird. Es gibt keinen klar favorisierten Beitrag. Vermutlich wird es bis zum Ende der Punktevergabe spannend bleiben, das Einschalten lohnt daher umso mehr. Mehrere aussichtsreiche Beiträge eifern am Samstag im Finale des 60. Eurovision Song Contest um den Sieg. Eins vorweg: Ann Sophie ist es nicht, soviel wird beim Vergleich der Beiträge deutlich.

Schweden

Aussichtreicher Beitrag ist (wie selbstverständlich in fast jedem Jahr) Schweden. Woran das liegt? Zum einen sicherlich an der Größe des nationalen Vorentscheids der vor dem Jahreswechsel beginnt und sich über unzählige Vorrunden meist bis in den März erstreckt; zum anderen aber auch daran, dass Schweden eine führende Musiknation ist. Viele der Kompositionen beim ESC stammen aus schwedischen Federn. In diesem Jahr setzt der schwedische Beitrag mit seiner Bühnendarbietung neue Maßstäbe. Strichmännchen als Hintergrundprojektion erwecken den Beitrag zum Leben und gewinnen so etliche Stimmen der Fernsehzuschauerinnen und –zuschauer.
„Grande Amore“ aus Italien ist neben dem schwedischen Beitrag ebenfalls zu den Favoriten zu zählen. Drei junge Tenöre präsentieren eine gelungene Mischung aus Pop und Oper.

Auch mit Norwegen und Russland ist 2015 zu rechnen. Der Nachbar Schwedens offenbart in seinem Beitrag einen in der Kindheit begangenen Mord. In der Ballade verschmelzen die beiden Stimmen auf einzigartige Art und Weise und das Arrangement auf der Bühne ist perfekt auf das Fernsehpublikum zugeschnitten. Russlands Titel ist in diesem Jahr hingegen mit seiner Wir-sind-eine-Welt-Hymne ein aus russischer Sicht „unpolitischer Friedensbeitrag“. Die Russin liefert dabei nicht nur optische Argumente (im Stile einer Helene Fischer), sondern kann auch mit stimmlicher Perfektion überzeugen. Der Beitrag ist zudem eine überragend gute Komposition, die komplett in unschuldigem Weiß gehalten ist. Nur die Regenbogenfahnen im Publikum bringen Farbe in den sonst so perfekt inszenierten russischen Beitrag.

Stimmung_Halle2

Ausgeschlossen werden kann dieses Jahr wie in jedem Eurovisionsjahr ohne klar favorisierten Siegertitel allerdings nicht, dass ein sogenanntes „Hidden Horse“, d.h. ein Beitrag mit dem niemand oder nur wenige gerechnet haben gewinnt (wie beispielsweise Aserbaidschan 2011 in Düsseldorf). So werden eine Vielzahl weiterer Beiträge unter den Fans und Journalistinnen bzw. Journalisten als vermeintlicher Siegertitel diskutiert.

In Erinnerung bleiben werden aus dem Eurovisionsjahrgang – egal wie erfolgreich sie letztendlich abschneiden – in jedem Fall Serbien, Georgien und Litauen.

Serbien

Serbien greift in diesem Jahr tief in die Trickkiste: Bunte Fahnen werden geschwenkt, Gesichter mit Masken unkenntlich gemacht und zu guter Letzt fallen die Hüllen: Der serbische Beitrag präsentiert einen bunten Stilmix. Zudem sorgt die Liedzeile „I’m different and it’s okay“ dafür, dass der Beitrag zumindest in Wien oft auf dem Plattenteller landete.

Georgien

„Warrior“ – der kämperisch anmutende Titel aus Georgien setzt sich Frauenrechte ein. Wenn auch die optische Ausgestaltung mit Vogelapplikationen und knapper Hose etwas verwirrt, im Gedächtnis bleibt der Auftritt und die Liedzeile eignet sich als hervorragend mitzusingende Hymne mit erhobener Faust.

Litauen

Litauen hat dieses Jahr eine Kitsch-Pop-Nummer im Gepäck deren Bühnenhintergrund in rosa und hellblau gehalten ist. Mit einem lesbischen und einem schwulen Kuss wirbt der Beitrag um Punkte.

Egal ob ein Favorit oder Außenseiter bzw. eine Außenseiterin gewinnt, am Samstag wird in jedem Fall ein weiteres Kapitel Eurovisionsgeschichte geschrieben. Es zu verfolgen lohnt!

Meike Vollmar

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