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Ein Happy Interview mit Sinha Melina Gierke
Die junge Schauspielerin Sinha Melina Gierke spielt die Hauptrolle der Lucca in Happy End, dem ersten Langspielfilm der Filmemacherinnen von sistas inspiration (wir berichteten). Die Dreharbeiten für den Film fanden im August dieses Jahres statt. Nun geht es an Schnitt und Endproduktion. 2014 wird er seine Zuschauer_innen erreichen. Um die Wartezeit zu überbrücken, berichten wir in den nächsten Monaten in unregelmäßigen Abständen über Happy End. Den Anfang macht heute ein Interview mit Lucca-Darstellerin Sinha, das Sonja Schmitz führte.
Dein Vorname ist nicht so gewöhnlich. Welche Fragen wurden dir dazu schon gestellt?
Viele. Aber die häufigsten sind: woher der Name kommt, was er bedeutet, warum er so ausgesprochen wird, ob ich nicht eigentlich Sina heiße und ob meine Schwestern auch so komische Namen hätten. Seit Köln gibt es aber eine neue Anekdote, dank phenomenelle Autorin Eva Essers. Sie fragte mich:
Sinha. Aha, und wie weiter?“
Ich: Wie weiter?
Eva: Na, wofür ist das die Abkürzung?
Ich: Für… Sinha?
E. (irritiert): Wie, das ist alles, das war’s? Das ist dein ganzer Name? Da kommt jetzt nichts mehr?
Ich hab mich echt weggepackt vor Lachen.
Wie würdest du denn deine Figur Lucca beschreiben?
Hm… Lucca ist sehr komplex und verändert sich während des Films. Aber hauptsächlich ist sie überlegt und reflektiert und gerade zum Anfang des Films noch sehr verkopft. Trotzdem steht sie zu sich selbst und macht sich keine Gedanken, was andere von ihr halten. Allerdings muss sie erst noch zu sich selbst finden und merken, wie cool sie eigentlich ist. Deswegen spiele ich sie ja auch (grinst). Ne, aber ich liebe diese Rolle, sie ist echt so witzig und hat Charme!
Wonach suchst du dir deine Rollen aus?
Wenn ich das Drehbuch über die ersten Seiten hinaus mag oder mich etwas an der Figur reizt, wird es spannend für mich. So ging es mir übrigens auch bei „Happy End“. Ich habe das Buch in einem durchgelesen, konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen.
In welchen Produktionen und Theaterstücken haben wir dich bisher sehen können?
Ich habe bisher in verschiedenen Fernsehfilmen, Fernsehserien (z.B. Alles Klara, ARD) und Kurzfilmen mitgewirkt. Außerdem bin ich seit 2012 mit der Berliner Theatergruppe Grimm Märchenspieler unterwegs, hauptsächlich in der Weihnachtszeit. Ich durfte die Goldmarie bei Frau Holle oder auch Schneeweißchen bei Schneeweißchen und Rosenrot spielen. Die Stücke bleiben traditionell, werden aber in moderner Sprache inszeniert und mit Liedern unterlegt. Die Gefühle und Stimmungen der Rollen werden so wiedergegeben, dass die Kinder die Märchen verstehen und auch nachempfinden können.
Was sind nach Happy End deine nächsten Projekte bzw. Engagements?
Zum einen ist die Premiere des freien Theaterstücks Bohnen und Kartoffeln heute frisch am 27. September im Berliner Theater im Kino. Danach beginnt dann auch wieder die Saison mit den Märchenspielern. Wir spielen u.a. an jedem Adventswochenende immer ein anderes Theaterstück im Konzertsaal der Universität der Künste in Berlin.
Weshalb ist es dir wichtig, bei Happy End dabei zu sein?
Petra hatte mir das Drehbuch zugeschickt und ich wollte es eigentlich nur kurz anlesen, da ich gerade im Stress war. Aber ich konnte nicht aufhören, habe es gleich in einem durchgelesen, weil es so schön war. Es hat mich schon beim ersten Lesen berührt, zum Lachen und Weinen gebracht. Und natürlich mochte ich Lucca total, sie ist so witzig! Dann ist das Team einfach klasse. Alle arbeiten hochprofessionell, da kann ich mir von einigen noch was abgucken. Und jeder, wirklich jeder, ist mit dem Herzen dabei. Man merkt, alle wollen das Beste aus dem Film herausholen, in jedem Moment. Das ist ein sehr schönes Gefühl.
Die Hauptfigur Lucca ringt im Film mit den Tücken des Erwachsenwerdens. Was kannst du uns dazu berichten? Hast du deine Eltern auch zur Weißglut getrieben?
Nein, gar nicht. Meine Eltern waren eigentlich sehr entspannt und pflegeleicht.
Luccas Lebensweg scheint vorgezeichnet, nimmt aber dann eine überraschende Wendung. Wie war es bei dir? Wolltest du schon immer Schauspielerin werden?
Ehrlich gesagt, ja! Aber ich habe es mir lange nicht eingestanden. Früher wusste ich gar nicht, dass es Schauspiel gibt. Dazu gibt es eine nette Anekdote: Als ich so elf oder zwölf Jahre alt war, habe ich einen Freund zum Komparsenjob begleitet. Er meinte vorher zu mir:
Also, pass’ auf. Das sieht so aus: Du, deine Schwestern, mein Bruder und ich, wir gehen alle an einem Schultag ins Schwimmbad. Wir kriegen frei, müssen keine Hausaufgaben machen, dürfen umsonst ins Nichtschwimmerbecken und mit allen möglichen Wassertieren spielen und bekommen dafür sogar noch Geld. Hast du Bock?
Na, meine Antwort war natürlich klar … Das war damals für Praxis Bülowbogen. Es sollte eine Szene gedreht werden, in der ein Mann im gegenüberliegenden Schwimmerbecken einen Herzinfarkt bekommt. Ich saß dann in diesem Nichtschwimmerbecken und dachte die ganze Zeit:
Die sind ja so bekloppt. Da müssen die jetzt die ganze Zeit warten, bis einer nen Herzinfarkt bekommt. Wie selten passiert das denn?
Meine Mutter hat mich danach dann aufgeklärt und gesagt, dass Kommissar Rex auch nicht echt sei. Ich war schon ziemlich enttäuscht. Aber irgendwie hat es mich dann gereizt und mein Weg war klar. Trotzdem habe ich nach dem Abi erstmal angefangen, VWL zu studieren. Also, was Solides gelernt. Aber im Endeffekt, und das weiß jeder für sich, gibt es einen Bereich im Leben, bei dem man Herzblut reinsteckt und bereit ist, mehr zu geben, weil es Spaß macht und einen erfüllt. Da drängt es einen immer wieder hin.
Was sind Deine Ziele? Was ist Dein Weg im Leben?
Beruflich wäre es schön, so viele Rollenangebote zu bekommen, dass ich jeden Tag ein neues spannendes Drehbuch lesen und mir aussuchen kann, was ich als nächstes drehe. Was gibt es Schöneres, als in dem Beruf zu arbeiten, den ich liebe und davon gut leben zu können?
Ein Film, der schon Happy End heißt, kommt natürlich nicht ohne eine schöne Liebesgeschichte aus. Was gehört für dich zu einem perfekten Happy End?
Ich bin mit jemandem zusammen, mit dem ich glücklich bin. Und ich habe einen Tag in der Woche nur mit dieser Person, nur für uns. Das gehört für mich zu einem Happy End auf jeden Fall dazu – Zeit mit jemandem zu verbringen. Das ist so wertvoll!
Happy End ist eine Hommage ans Leben und daran, seinen eigenen Weg selbst zu bestimmen. Welche war bislang die wichtigste Entscheidung in deinem Leben?
Hm, das will ich gar nicht auf eine reduzieren. Zum einen natürlich, dass man noch Vorne blickt und sich nicht in der Vergangenheit verliert. Eine andere wichtige Entscheidung war, sich das Träumen wieder zu erlauben. Viele sagen ja, man müsse realistisch bleiben. Für mich ist das Firlefanz. Ich finde, man muss träumen und sich ausmalen, wie es sein soll. Das motiviert mich und lässt mich dranbleiben, auch wenn es mal nicht so rund läuft. Und natürlich, ehrlich zu sich selbst zu sein. Das hört sich jetzt so leicht daher gesagt an. Aber es geht darum, sich immer wieder zu hinterfragen: Bin ich so, wie ich sein will? Ist das, was ich mache, wirklich das, was ich möchte? Es schwingt immer ein gewisses Maß an Angst mit. So war es auch bei mir, als ich mich für die Schauspielerei entschieden habe. Aber wenn man sich einmal der Frage gestellt und sie ehrlich beantwortet hat, dann erleichtert das sehr vieles.
Ein Thema habe ich noch: Was hat es mit dem Rentenhuhn Berta auf sich?
Meine Mutter und ihr Freund haben sich Hühner gekauft, die auf ihrem Grundstück leben. Die Hühner legen natürlich Eier. Legen sie keine mehr, dann werden sie geschlachtet. Das verstehe ich auch, aber ich habe darauf bestanden, dass ich mir ein Huhn aussuchen kann und ihm die Rente (Futter) bezahle. Denn schließlich hat es ja sein Leben lang gearbeitet und Eier gelegt. Also darf es nun auch alt und knochig werden. Und das ist eben Berta.
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