phenomenelle

informelle

LITFEST homochrom

phenomenelle des Tages: Juliette Gréco

[youtube]https://youtu.be/I94dMkLtm1Y[/youtube]

Juliette Gréco (geb. 7.2.1927)

Juliette grécoWas andere über sie denken, sei ihr egal. Sie interessiere vor allem die Liebe, die Leidenschaft, sagt sie. Und Respekt. Den erwartet sie von sich und von anderen. Und sie bekommt ihn im Paris der Nachkriegsjahre. Mit 19 eröffnet sie 1946 im Künstlerviertel Saint-Germain des Prés eine Kellerdiskothek. Im Tabou treffen sich die Existenzialisten um Sartre, der sie als Sängerin entdeckt, und Simone de Beauvoir. Auch die Dietrich gibt sich oft die Ehre. Es sind Sartres Chansons, die Gréco zuerst singt. Mit ihrer dunklen rauchigen Stimme, mit der Leidenschaft für die Musik und den Vortrag, mit dem zurückgenommenen Ausdruck und den schwarzen Kleidern passt sie perfekt in die Zeit. Ihre Lieder werden Hits, Schriftsteller wie Sagan, Prévert oder Camus schreiben weitere Texte, extra für sie.

Wenn die Gréco nicht singt, spielt sie Theater. Auch der Film entdeckt sie. Zu Deutschland hat sie immer ein gespaltenes Verhältnis. Erst 1959 führt eine erste Konzerttournée sie in die junge Bundesrepublik. 16-jährig war Gréco 1943 gemeinsam mit Mutter und Schwester von der Gestapo verhaftet worden. Sie selbst musste ins Gefängnis, ihre Familie, die der Résticance angehörte, wurde in das Frauen-KZ Ravensbrück verschleppt. Wenigstens überleben beide.

Die intellektuelle, politische Chansonsängerin

Ihre Karriere läuft nie glatt, zeitweise ist die Gréco fast vergessen. So populär wie die Piaf wird sie nicht, denn ihre Chansons gelten dafür als zu intellektuell, oft auch zu politisch. Dennoch kommt sie nach jedem Karrieretief zurück. Ihre berühmtesten Lieder bleiben bis heute Déshabillez-moi (Ziehen Sie mich aus) und ihre Version des Klassikers Les feuilles mortes. Privat ist sie dreimal verheiratet, die Liste ihrer außerehelichen Liebhaber_innen lang. Dabei betont sie stolz, diese immer selbst ausgesucht zu haben. Nicht nur Männer, auch Frauen sind darunter, erzählt sie 2007 ganz lässig in einem Zeit-Interview:

Warum sollte man nicht die gleiche sinnliche und intellektuelle Liebe für eine Frau empfinden können wie für einen Mann? Seit der Antike, seit dem Bestehen der Welt liebten die Frauen Frauen. Also wo ist das Problem?

Foto: By Victor Diaz Lamich [CC-BY-3.0], via Wikimedia Commons

Weiterführende Links und Quellen

Related Posts

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 5. bis zum 18. Oktober 2024
  • Fernsehinfos vom 21. September bis zum 4. Oktober 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit