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phenomenelle des Tages: Ethel Smyth

Ethel Smyth (23.4.1858–8.5.1944)

Ethel SmythEs braucht einige Zeit bis sich die Komponistin der englischen Frauenbewegung anschließt, aber einmal entflammt, wird sie zu einer wichtigen Mitstreiterin. Sie komponiert die Hymne der Bewegung The March of Women.

Als eine von 6 Schwestern wächst sie in der oberen englischen Mittelschicht auf. Anders als der einzige Bruder muss Smyth um ihren Berufswunsch, Komponistin zu werden, lange kämpfen. Doch sie will unbedingt ihren Lebensunterhalt als Musikerin verdienen. Erst nach einem Hungerstreik und schweigendem Widerstand wird ihr gestattet, in Leipzig Komposition zu studieren.

Musikalische und liebevolle Bekanntschaften

Das Studium in Leipzig bringt ihr aber nicht die erhofften Impulse, was vor allem an den Lehrern liegt. Lieber widmet sie sich ihren Bekanntschaften mit anderen Musiker_innen. Sie lernt Clara Schumann, Rubinstein, Grieg und Brahms kennen. Eng befreundet ist sie mit dem Ehepaar Herzogenberg und verliebt sich in Elisabet von Herzogenberg. Die Frauen haben eine Jahre dauernde Affäre, was der Gatte nicht bemerkt oder ignoriert.

Erst 1890 stellen sich musikalische Erfolge für Smyth ein. 3 Jahre später wird ihre Messe in D uraufgeführt, eines ihrer bedeutendsten Werke. Wieder ein voller Erfolg, trotzdem hat sie Schwierigkeiten, Opernhäuser zu finden, die ihre Werke aufführen wollen. Sie tingelt durch Europa, putzt Klinken und prallt ein ums andere Mal an überkommenen Vorurteilen ab. Wenn es ihr gelingt ein Werk auf die Bühne zubringen, ist das Publikum meist begeistert. Die Kritik beäugt sie argwöhnisch.

Zögernde Aktivistin der Suffragetten

Obwohl sie fest davon überzeugt ist, dass Frauen anderen Aufgaben als Kinder, Küche und Kirche gewachsen sind, tut sie sich mit der Frauenbewegung zunächst schwer. Führende Suffragetten bitten sie ein ums andere Mal darum, sich anzuschließen, doch sie will lieber gute Musik schreiben. Erst 1910 schließt sie sich der Bewegung an, startet dann aber direkt richtig durch. Bereits 1 Jahr später wird ihr Frauenmarsch veröffentlicht, der sich schnell zur Hymne entwickelt. Für das Frauenwahlrecht nimmt sie sogar einen zweimonatigen Arrest in Kauf, nachdem sie mit anderen Fensterscheiben an einem Regierungsgebäude eingeworfen hat.

Zeitgenoss_innen sehen in Smyth eine Pionierin, die mit ihrer Willensstärke und Beharrlichkeit viel dazu beigetragen hat, dass in der Folge Komponistinnen ernster genommen werden. Sie wird als „flammende Seele“ beschrieben, die ununterbrochen brennt. Egal ob sie ihrer Arbeit, dem Komponieren nach geht, oder sich für Frauenrechte einsetzt.

Foto: By George Grantham Bain Collection (Library of Congress) [Public domain], via Wikimedia Commons

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