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Eva Kreienkamp, Managerin: SELBST.BEWUSST.LESBISCH.

Es gibt keine Hinderungsgründe

Eva Kreienkamp ist Managerin der höchsten Ebenen. Sie war Geschäftsführerin bei der Allianz, CFO der BerliKomm, Vorstandsvorsitzende beim HKX, mittlerweile ist sie Geschäftsführerin der Mainzer Verkehrsgesellschaft. Außerdem hat sie die Wirtschaftsweiber mit gegründet. Am 7. Mai sprach sie bei der Podiumsdiskussion SELBST.BEWUSST.LESBISCH. in Köln zum Thema lesbische Sichtbarkeit. Für phenomenelle hat sie exklusiv ein paar wichtige Fragen geklärt. Und sie fand deutliche Worte.

Eva_KreienkampEva, du sagst, die Führungsfrauen in der Wirtschaft, die offen zu ihrer lesbischen Identität stehen, könntest du „an einer Hand abzählen“. Warum sind es nicht mehr?
Das ist eine Frage, die ich mir seit 50 Jahren stelle. Ich glaube, dass sich das Klima in den letzten 20 Jahren verändert hat. Es gab sicherlich gute Gründe, sich das in den Siebzier- und Achtzigerjahren gut zu überlegen, in den Neunzigern hörte das schon auf mit den guten Gründen. Seit es das Lebenspartnerschaftsgesetz gibt, ist das meines Erachtens durch. Jetzt, da es überall schwule Bürgermeister und lesbische Politikerinnen gibt, ist das nun wirklich auch in der Wirtschaft kein Grund mehr. Das meine ich durchaus ernst.

Scheiß drauf!

Es gibt also gar keine Hindernisse?
Nun, Frauen sind häufig schon nicht sichtbar, Lesben sind dann noch weniger sichtbar. Möglicherweise müssen sie die Klappe noch weiter aufreißen, um bemerkt zu werden, und das kann manchen unangenehm sein. Sie wollen natürlich nicht dastehen als die „Vorzeigelesbe“. Dann verzichten sie ganz auf diese Rolle. Das liegt auch mit an der gefühlten Isolation. Aber die gilt es dann einfach zu überwinden und zu sagen „scheiß drauf!“ Es gibt keine Hinderungsgründe.

Tut es einfach!

Ist das dein Vorschlag an andere Lesben in der Wirtschaft?
Kein Vorschlag: Tut es einfach! … Wir sollten das Leben nehmen, wie es kommt, und wenn Lesbischsein Teil des Lebens ist, dann kommt es eben so. Das hat auch in der Wirtschaft seinen Platz.

Ich war lange Zeit die Einzige

Wie waren deine eigenen Erfahrungen?
Ich bin seit ich studiere out, im Studium, im Beruf und überall. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich lange Zeit die Einzige war. Einer der Gründe, warum es die Wirtschaftsweiber gibt, ist, dass wir nicht immer bei Adam und Eva anfangen wollten. Dass wir es leid waren, Fragen beantworten zu müssen wie „Wer bei euch ist denn der Typ?“ Dass wir eine Plattform brauchten, bei der es darum geht, wie wir uns beruflich weiterentwickeln können, wie wir mit bestimmten Konflikten umgehen. Wichtig war, eine Grundlage zu haben, mit der das eigene Sein nicht immer erklärt werden muss. Das geht wahrscheinlich anderen auch so.

Ein autonomes Leben führen

Du hast eine Mädchenschule besucht. Hast du das Gefühl, das hat geholfen?
Mir persönlich schon. Das lag vor allem daran, dass ich erst auf der Ursulinenschule erfahren habe, dass ich gut in Mathe bin. Das hatte ich vorher nicht gewusst. Aber auch die Vorstellung davon, ein autonomes Leben führen zu können und selbstbewusst zu sein, hat dort eine Prägung erlebt.

Bist du gern ein Vorbild?
Ich habe mir nie Gedanken dazu gemacht, ob ich das bin oder nicht bin. Es ist wahrscheinlich auch eher an anderen zu entscheiden, ob sie das annehmen wollen.

Das Gespräch führte Susanne Lück

 

 

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