phenomenelle

webelle

LITFEST homochrom

Fragende Lesben – the nosy rosie

Deutschsprachiger YouTube-Kanal zu Homosexualität

Im Jahr 2010 gründete Laura Schütt auf YouTube Deutschlands ersten Vlog (Video-Blog) rund um das Thema Homosexualität mit dem Namen the nosy rosie. In den Beiträgen werden 9 Moderatorinnen und 2 Moderatoren die verschiedensten LGBT-Themen besprochen wie z. B. die Frage „Homophobe Eltern, da soll ich mich outen?“ oder ganz aktuell „Ehegattensplitting auch für Homos?“.

Inzwischen hat the nosy rosie auf YouTube über 3.000 Abonnenten und über 1,3 Millionen Videoaufrufe. Wir sprachen mit der Gründerin Laura über die Vergangenheit und die Zukunft des Projekts.

Du hast den Kanal 2010 gegründet. Wie kam es dazu?
Ich komme aus einem kleinen Dorf in der Schweiz, wo es so gut wie niemanden gab, von dem ich wusste, dass er oder sie homosexuell ist. Als bei mir die Ahnung kam, dass ich lesbisch bin, habe ich mich erst mal sehr schlecht gefühlt, weil ich eigentlich keine Lust hatte, mit meiner Andersartigkeit anzuecken. Ich hatte sehr viele Ängste, was andere Leute von mir denken könnten und ob sie sich von mir abwenden würden, wenn ich darüber spräche. Ich war mir damals auch noch gar nicht sicher, ob ich denn auch wirklich lesbisch bin. Also suchte ich erst mal im Internet nach Informationen, die mir helfen konnten, mich selbst zu finden.

Porträt von Laura SchüttIch entdeckte den Youtube-Kanal The Beaver Bunch.  Dort berichten jede Woche fünf LGBT-Mitglieder über alle möglichen LGBT-Themen und nehmen sich den verschiedensten Fragen der Abonnenten an. The Beaver Bunch half mir sehr meine Sexualität zu akzeptiere und mich mit ihr wohlzufühlen. Hier konnte ich mich anonym informieren und trotzdem wurde eine gewisse Nähe zu den Moderator_innen vermittelt, so dass ich mich gut mit ihnen identifizieren konnte. Irgendwann als ich meine erste Freundin hatte und ich mich wohl fühlte, kam mir die Idee, dass man auch in Deutschland ein Projekt, wie The Beaver Bunch machen könnte. Ein paar Wochen später nahm ich mein Vorhaben in die Hand und erstellte im April 2010 den Youtube-Kanal mit dem Namen the nosy rosie, das bedeutet übersetzt „Die neugierige Rosie“. Damit sind alle Zuschauer_innen gemeint, die ganz einfach neugierig sind mehr über das Thema Homosexualität zu erfahren. Natürlich sind damit auch die Moderator_innen eingeschlossen, die ihrer Neugierde auf die Spur kommen, um informieren zu können. Das erste Video, was ich postete, war ein Aufruf indem ich Moderatorinnen suchte, die bei dem Projekt mitmachen wollten. Und so kam das ganze allmählich ins Rollen.

Hattest du erwartet, dass du knapp 2 Jahre später schon über 1.3 Millionen Videoaufrufe auf YouTube haben würdest?
Nein. Anfangs habe ich ja noch nicht mal Moderatorinnen gefunden, die mitmachen wollten. Das kam alles ganz langsam ins Rollen. Das hat mir gezeigt, dass es sich lohnt Geduld und Durchhaltevermögen bei einem neuen Projekt zu zeigen.

Die Moderator_innen von the nosy rosieWie groß ist das Team von the nosy rosie im Moment?
Im Moment haben wir 9 Moderatorinnen und seit noch gar nicht so langer Zeit auch Moderatoren. Anfangs wurde das Projekt the nosy rosie als rein lesbisches Projekt gestartet, da ich der Meinung bin, dass es noch immer viel weniger öffentliche Plattformen für Lesben als für Schwule gibt. Nach und nach bewarben sich aber auch einige schwule Männer. Zuerst nahmen wir Sven hinzu und dann folgte vor kurzem noch Thomas – und ich muss sagen, dass die schwule Unterstützung eine wirkliche Bereicherung für das Projekt ist. Zusammen sind wir: Thomas (Montag), Sarah & Denise (Dienstag), Hannah (Samstag), Sven (Freitag), Mia (Mittwoch) und Duni & Jen & Laura (Sonntag).

Wie viel Arbeitszeit steckst du pro Woche in das Projekt?
Das ist ganz unterschiedlich. Momentan haben wir ne Menge zu tun. Seit diesem Freitag haben wir zusätzlich eine neue offizielle Website von the nosy rosie (www.thenosyrosie.de), auf der wir zusätzlich über Neuigkeiten, Medien und Alltagserfahrungen rund um die LGBT-Community berichten. Zudem haben wir unsere Facebook-Seite  (www.facebook.com/thenosyrosie), auf der wir Anregungen der Zuschauer entgegennehmen und auch verschiedene Abstimmungen posten, in denen die Zuschauer die Gestaltung des YouTube-Kanals mitbestimmen können. Dann kommen natürlich der Videodreh und die Nachbearbeitung hinzu. Je nachdem widme ich mich the nosy rosie also zwischen 1 Stunde bis 6 Stunden die Woche.

In den USA werden manche Projekte (z. B. it get’s better) mit viel mehr Medienpräsenz und auch oft großen Spendensummen unterstützt. Ärgert es dich, dass dies in Deutschland nicht so ist?
Etwas schon. Finanzielle Unterstützung würde einiges viel einfacher machen. Wir sind nun schon seit gut zwei Jahren auf Sendung und haben anfangs auch viel Lächeln und Kritik einstecken müssen, beispielsweise dass wir nur unsere Personen in den Vordergrund stellen wollen und es uns gar nicht um das Projekt gehen würde. Zudem war generell eine sehr abwartende Haltung gegenüber unserem Projekt zu spüren. So nach dem Motto: „Mal sehen wie lange die das durchhalten“. Bis jetzt haben wir immer noch keine Sponsoren oder sonstige Unterstützung. Ich muss aber auch sagen, dass wir uns noch nicht wirklich darum bemüht haben. Auf jeden Fall sind wir dankbar für JEDE Unterstützung. Egal ob emotional oder finanziell.

Meinst du, dass the nosy rosie auch in 5 Jahren noch eine Notwendigkeit haben wird?
Auf jeden Fall! Ich denke, dass gerade die eigene innere Akzeptanz der Schlüssel zu einem selbstbewussten Umgang mit der eigenen Sexualität ist. Wenn man mal im inneren mit sich im Reinen ist, dann ist es meist nur eine Frage der Zeit, bis man sich auch in der Gesellschaft akzeptiert fühlt.

Related Posts

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 27. Juli bis zum 9. August 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit
  • Berührend humorvoll: die Serie „Call My Agent“ – mit lesbischer Hauptfigur