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„Rookie Blue“ Autorin für mehr lesbische Rollen im TV

"Rookie Blue" Szenenbild mit Missy Peregrym – Noelle Carbone

Interview mit Noelle Carbone: Blick hinter die Kulissen

Rookie Blue erzählt die Geschichte mehrerer Polizistinnen und Polizisten, die nach der Akademie ganz am Anfang ihrer Berufslaufbahn stehen. Eine der Hauptdarstellerinnen, Missy Peregrym, spielte 2006 ihre erste Filmhauptrolle in Rebell in Turnschuhen. Zum Hauptcast von Rockie Blue gehört auch Gail Peck (gespielt von Charlotte Sullivan). Die junge Polizistin entwickelt sich im Laufe der sechs Staffeln von einer zynischen Kollegin, zu einer vielschichtigen Frau mit Adoptionsambitionen, die netter ist als ursprünglich gedacht. Nach mehreren Liebschaften mit Männern, geht sie eine Beziehung mit einer Kollegin ein. Autorin und Co-Produzentin Noelle Carbone hat sich vor allem einen Namen gemacht durch diese lesbische Storyline in Rookie Blue. Bis vor einigen Wochen war sie als Teil der ebenfalls kanadischen Serie Saving Hope stark eingespannt und fand nun nach dem Finale die Zeit, für phenomenelle einige Fragen von Gastautorin Larissa zu beantworten.

Starke Frauen in einer Polizeiserie und Inspiration

Die Hauptcharaktere in Rookie Blue zeigen viele starke und liebenswürdige weibliche Rollen. War das von Anfang an eine bewusste Entscheidung oder das Ziel?

"Rookie Blue" Szenenbild, © Noelle CarboneIch bin mir nicht sicher, ob das die Grundidee war, aber es hat sich so entwickelt, weil wir alle so umgängliche Kanadier sind (lacht). Im Ernst: Die Serie handelt von einer Gruppe junger Polizisten und Polizistinnen, die zu einer Familie werden. Wenn du deine Kollegen nicht magst oder unsympathisch findest, ist es schwer so etwas am Arbeitsplatz zu erreichen. Eine unsympathische Person im Team – wie Gail –, das geht. Aber nicht mehr, sonst wäre die Verbindung nicht so stark. Es reflektiert auch die Schauspieler*innen, die wir ausgesucht haben. Das sind alles sehr liebenswürdige Menschen und das merkt man.

Woher kam die Inspiration für diese Polizeiserie?

Unsere Produktionsleiterin, Ilana Frank, hat zuvor bei der Krimiserie Would be Kings gearbeitet. Dort hat sie viele Polizist*innen kennengelernt. Die erzählten immer wieder von ihren Anfängen und den Fehlern, die sie gemacht, aber auch wie viel Spaß und Angst sie hatten. Ilona ist eindrücklich in Erinnerung geblieben, wie gerne sie sich daran erinnert haben. Also hat sie Morwyn Brebner und Ellen Vanstone gebeten eine Serie zu entwickeln die das reflektiert, und dann kam Tassie Cameron mit dazu und alles nahm seinen Lauf.

Gibt es etwas Größeres, was du rückblickend ändern würdest an der Show?

"Rookie Blue" Szenenbild mit Gail Peck – © Noelle CarboneIch würde sie alle homosexuell machen! Nein im Ernst. Ich hätte wahrscheinlich Holly zur letzten Staffel zurück gebracht, um die offenen Themen zwischen ihr und Gail zu bearbeiten und ihnen ein Happy End zu verpassen. Ansonsten würde ich nichts Größeres ändern. Ich bin sehr zufrieden mit unserer Arbeit und es ist gut gelaufen.

In einem Interview mit TV Junkies hast du halb im Spaß erwähnt, dass es ein Spin-Off für Gail und Holly geben wird. Spaß oder Realität?

So sehr ich mir das wünsche, würde ich nicht darauf warten. „Golly“ wird in unseren Herzen und Gedanken weiterleben müssen. Und auf youtube. Und in Fanfiction.

#thealexapledge und Zukunftspläne

Du hast dich auch #thealexapledge verpflichtet. Kannst du uns mehr darüber erzählen?

Als queere Frau traf es mich persönlich als 2016 innerhalb von drei Monaten ein Viertel ALLER LGBT*IQ Charactere im Fernsehen getötet wurden. Ich weiß aus erster Hand wie wichtig es für Menschen ist, vor allem ein jüngeres Publikum der marginalisierten Teile der Gesellschaft, sich im Fernsehen repräsentiert zu sehen. Fiktionale Charaktere sind manchmal die Rettungsleine für sie. Nachdem was bei The 100 (phenomenelle berichtete) passierte, verstehe ich, wie schwerwiegend es sein kann, wenn Repräsentantinnen auf dem Bildschirm tragisch sterben – immer und immer wieder. Ich wollte dass die LGBT*IQ Community weiß, hinter den Kulissen gibt es Menschen, die sie gehört haben und die ihren Schmerz verstanden haben. Es ist ein Versprechen, besser darin zu werden, die Community zu repräsentieren.

Es fehlt generell an Repräsentation und Vielfalt im Fernsehen. Wieso sich nicht zusammen tun?

Noelle Carbone, Co-Produzentin und Autorin "Rookie Blue"

Nicole Carbone – © Jing Ling Kao

Während ich für eine angemessene Darstellung von LGBT*IQ eintrete, ist mir auch klar: Es gibt noch viele andere marginalisierte Teile der Gesellschaft, die noch weniger repräsentiert werden. Bei einer Koalition, die für Vielfalt und angemessene Darstellung über alle Bereiche hinweg kämpft, wäre ich sofort dabei. Mein eigenes Schreiben bietet mir das größte Werkzeug, um Veränderung zu beschleunigen. Ihr könnt sicher sein, egal welche Serie oder welches Projekt ich als nächstes mitgestalten werde, mein Bestreben nach positiver und angemessener Darstellung wird sich widerspiegeln.

Schaust du privat auch Serien und wenn ja, was?

Nachdem dem Ende von Saving Hope habe ich tatsächlich auch mal Zeit fernzusehen. Endlich kann ich bei meinen drei Favoriten nachholen, was ich verpasst habe: Masters of Sex, Getting On und The Knick. Ich bin süchtig nach Jane the Virgin und Pricilla Faias neuer Show (spielt Chloe in Rookie Blue) You Me Her.

Was kommt als nächstes oder arbeitest du schon an etwas Neuem?

Ich habe ein paar Projekte, die sich gerade entwickeln, und eines davon geht in die Richtung von Rookie Blue. Gleich im Januar schreibe ich auch Neues für eine Serie. Aber die ist noch nirgends zu sehen, daher behalte ich die Details lieber vorerst für mich.

Wir sind gespannt. Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Fotocredit der Szenenbilder: © Noelle Carbone

Mehr zu Noelle Carbone: auf imdb.com

Trailer zu Rookie Blue (Englisch):

Rookie Blue auf Wikipedia: wikipedia.org/Rookie_Blue

offizielle Seite von Channel 5 zu Rookie Blue: channel5 show rookie-blue

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