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LITFEST homochrom

phenomenelle des Tages: Natalie Clifford Barney

Jugend ist keine Frage des Alters: man ist jung oder alt von Geburt an.
(aus: In Samples from Almost Illegible Notebooks, no. 299, Adam 1962, Quelle: Wikiquote)

Natalie Clifford Barney (31.10.1876–2.2.1972)

Natalie Barney in Fur CapeMonogamie lehnt sie strikt ab, die Liste ihrer Liebhaberinnen liest sich lang und illuster. Als eine der ersten Frauen in der Neuzeit lebt die Schriftstellerin, Dichterin und Millionenerbin selbstbewusst offen lesbisch und sieht keinen Grund unter ihrer sexuellen Orientierung zu leiden.

Barneys Affären und sie als Person dienen als literarische Vorlage für verschiedene Romane, unter anderem setzen ihr Colette und Radclyffe Hall ein Denkmal. Barneys Salon in der Pariser Rue Jacob wird ab 1909 schnell zu einem der Mittelpunkte der modernen Künstler_innen-Kreise und der Frauen von der Left Bank.

Der Vater schickt die 11-Jährige auf ein Internat in Frankreich. Sie lernt perfekt Französisch und flieht endgültig nach Paris, bevor der Vater sie verheiraten kann. Schon mit 12 Jahren erkennt Natalie, dass sie Frauen liebt, mit 16 beginnt sie mit einer Ferienfreundin die erste Beziehung. In Paris lernt sie die berühmte und einflussreiche Courtisane Liane de Pougy kennen. Ihre kurze Affäre wird stadtbekannt, nachdem de Pougy diese in einem Schlüsselroman prominent beschreibt.

Treffpunkt der Kunstszene und der Avantgarde

Barney selbst schreibt Romane, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Gedichte, auch Autobiographien erscheinen später. Sie setzt sich mit dem Feminismus auseinander und gründet analog zur Akademie Francaise eine Akademie für Frauen. In Barneys Salon treffen sich alle, die in der Kunstszene der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Rang und Namen besitzen. Darunter mischen sich junge Talente. So konsequent und ihrer Zeit weit voraus Barney für die Rechte von Frauen und das Selbstbewusstsein als Lesbe eintritt, so zweifelhaft ist ihre politische Haltung gegenüber dem Faschismus. Die Kriegsjahre verbringt sie mit Langzeit-Lebenspartnerin Romaine Brooks relativ sicher in Italien. In unveröffentlichen Memoiren sympathisiert sie offen mit dem Regime.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs kehrt sie nach Paris zurück, eröffnet auch den Salon wieder. Brooks bleibt in Italien, doch ihre offene Beziehung zerbricht erst kurz vor deren Tod endgültig. Ihre letzte Liebhaberin lernt Barney mit 79 Jahren kennen, zumindest will es die Legende so.

Foto: Alice Pike Barney [Public domain], via Wikimedia Commons

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