phenomenelle

informelle

LITFEST homochrom

phenomenelle des Tages: Janet Flanner

Janet Flanner (13.3.1892–7.11.1978)

Janet FlannerSie gehörte zum Zirkel der New Yorker und Pariser intellektuellen Avantgarde der 20er Jahre, ebenso wie zum Freundinnenkreis der Frauen von der Left Bank um Gertrude Stein, Natalie Clifford Barney und Djuna Barnes. Mit letzteren teilte sie den Wunsch, so schnell wie möglich als Schriftstellerin berühmt zu werden. Einen Roman veröffentlicht sie tatsächlich, aber erfolgreicher schreibt sie in einem anderen Genre – als Journalistin und Kolumnistin.

Ihre Familie gehört der Quäkergemeinschaft an. Sittenstreng und sozial engagiert. Das 1912 begonnene Studium an der University of Chicago bricht sie bald ab, arbeitet in einer Besserungsanstalt. 1916 kehrt sie an ihren Geburtsort zurück, schreibt für die lokale Zeitung. 2 Jahre später heiratet sie einen ehemaligen Kommilitonen und zieht mit ihm ins New Yorker Künstlerviertel Greenwich Village, lernt die wichtigsten und bekanntesten Künstler_innen persönlich kennen. Nur mit dem Schreiben will es nicht klappen. Sie versucht sich als Schauspielerin. Erst von einer Bostoner Zeitung bekommt sie eine Chance als Journalistin.

Die Ehe hält nur kurz. 1919 lernt Flanner ihre erste und vielleicht größte Liebe, die Journalistin und Dichterin Solita Solano, kennen. Gemeinsam reist das Paar nach Europa. In Paris freunden sie sich mit den Frauen von der Left Bank an und bleiben. Flanner schreibt Briefe an ihre Freunde in New York. Die sind so detailreich und spannend, dass der  Verleger des gerade entstehenden Magazins The New Yorker ihr eine eigene Kolumne anbietet. 50 Jahre schreibt sie unter dem Pseudonym Genêt nun alle 2 Wochen einen Letter from Paris. Zunächst vor allem über Mode, Kunst und Society-Themen, ab den 30er Jahren zunehmend politisch. Scharfzüngig und weitsichtig schreibt sie über die Nazis und kritisch von den Olympischen Spielen in Berlin. Während des II. Weltkriegs kommen Kriegsreportagen hinzu, nach der Kapitualtion berichtet sie über Buchenwald und die Nürnberger Prozesse.

Die Geliebte Solano redigiert Texte und übernimmt Sekretariatsaufgaben. Zweimal während der Beziehung verliebt sich Flanner heftig. 1932 in die Sängerin Noël Haskins Murphy, mit der sie zeitweise auch zusammenlebt. Solano leidet, aber toleriert das Verhältnis. Nach Kriegsausbruch kehrt sie gemeinsam mit Flanner nach New York zurück. 1940 verliebt diese sich leidenschaftlich in die Italienerin Natalia Danesi Murray. Erst da hat Solano genug und trennt sich. Flanners lebt mit Murray während des Krieges in New York.

Foto: Author unknown [Public domain], via Wikimedia Commons

Weiterführende Quellen und Links

Related Posts

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 5. bis zum 18. Oktober 2024
  • Fernsehinfos vom 21. September bis zum 4. Oktober 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit