phenomenelle

Featured

LITFEST homochrom

„Schwimmen lernen. Ein Lovesong“ von Marianna Salzmann am Maxim Gorki Theater

Schwimmen Lernen (Foto: Esra Rotthoff, mit freundlicher Genehmigung des Maxim-Gorki-Theaters)

Foto: Esra Rotthoff, mit freundlicher Genehmigung des Maxim-Gorki-Theaters

Die Studiobühne des Maxim Gorki Theaters eröffnet mit einem neoromantischen Singspiel über existenzielle Einsamkeit und zum Scheitern verurteilte Lebensentwürfe.

Feli und Pep, seit fünf Wochen ein Paar, heiraten, weil sie das für eine „ziemlich gute Idee“ halten. Vielleicht die beste Idee des Kosmos: „Es ist so einfach mit dir“ Feli will das ganze Paket: Kaffee und Kuchen mit der Familie, Schnaps mitSchwiegerpapa, mit den Brüdern über Autos reden – der Ehehafen als Heimathafen. Pep dekoriert die Bühne mit roten Geranien: kleinbürgerliche Enge macht sich breit.

„Ich geh jetzt duschen. Und danach machen wir Kinder“

„Oder ich erhäng mich.“

„Oder mich. Wie Du willst. Lass uns was zusammen machen.“

Feli bricht aus diesem Traum aus und versucht einen zweiten. Lil verkörpert fürFeli Abenteuer, neue Welten, Sonne, Strand und Freiheit. Coming out am Schwarzen Meer: in Lils Heimat versuchen die beiden, ihre Beziehung zu ankern.

„Wenn wir das hier hinkriegen, dann“

„Dann“

„Dann mach ich“

„Dann“

„Mach ich irgendwas“

„Was hinkriegen, was gibt es hinzukriegen“

„Ist so einfach mit Dir“

Es ist nicht so einfach. Feli in der Ferne ohne Sprachkenntnisse jobt in einem Lager und Lils Freundinnen helfen auch nicht, ein behagliches Nest zu bauen: „Wir tragen das schwere Los, die Kleinfamilie gut zu finden“. Das sitzt.
Wehe, wenn der große Traum vom kleinen Glück wahr wird. Schließlich öffnen Lil, Feli und Pep die Fenster des Studio R und blicken mit uns ins neblig gelbe Berlin.

Hakan Savas Mican konstruiert aus Salzmanns Stück und mit Musik des Münchner Musikers Enik ein explodierendes Singspiel. Musik und Text verweben und verprügeln sich miteinander und gegenseitig  wie die Beine des russischen Ehepaars, das Lil mit sabbernden Mündern lesbische Sexualpraktiken aus der Nase ziehen will. Anastasia Gubareva (Feli) und Dimitrij Schaad(Pep), die wir auf der Vorabendpremiere („Der Russe ist einer, der Birken liebt“) schon liebgewonnen haben, sind Hochleistungsakrobaten, die mühelos mit Sprache, Körper, Gefühlen und vor allem Musik jonglieren können. MarinaFrenk (Lil) scheint etwas schildkrötig verhalten zu starten, nach dem ersten großen Verführungssolo am Klavier fliegt die Tarnung auf: Die Frau ist großartig und allein diese Nummer lohnt den Besuch!

Und da ist noch etwas, das den Besuch im Studio lohnt: In den Unisex-WCs wächst blühendes Heidekraut aus den Pissoirs – es gibt Träume, die auszuhalten sind, wenn sie wahr werden!

Regine Anhamm

Maxim Gorki Theater Berlin
Schwimmen lernen
ein Lovesong von Marianna Salzmann
Regie Hakan Savaş Mican, Bühne + Kostüm Sylvia Rieger, Musik Enik, Video Benjamin Krieg, Licht Daniel Krawietz, Dramaturgie Irina Szodruch
Marina Frenk: Lil
Anastasia Gubareva: Feli
Dimitrij Schaad: Pep

Termine:
Mo, 18.11., 20.30 Uhr
Di., 19.11., 20.30 Uhr
Fr. 20.12., 20.30 Uhr
Sa., 21.12., 20.30 Uhr
So., 22.12., 20.30 Uhr

Foto: Esra Rotthoff, mit freundlicher Genehmigung des Maxim Gorki Theaters

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 5. bis zum 18. Oktober 2024
  • Fernsehinfos vom 21. September bis zum 4. Oktober 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit