phenomenelle

kulturelle

LITFEST homochrom

Das musikalische Interview: Soul-Virtuosin Astrid North

„Precious Ruby“ – das vielseitige neue Soul-Juwel

Astrid NorthAstrid North hat ihr zweites Soloalbum „Precious Ruby“ veröffentlicht. Als eine der wenigen Soul-Sängerinnen in Deutschland, schafft sie auch diesmal ihren ganz eigenen Sound. Alles ohne Label, ganz in Eigenregie. Die Fans unterstützten sie mittels Crowdfunding. Das Ergebnis liegt zwischen Soul und Pop und ist deutlich minimalistischer als das erste Album „North“.

Die Sängerin erzählt mit zehn sehr unterschiedlichen Songs einmal mehr persönliche Geschichten. Die Intensität und Vielschichtigkeit ihrer Stimme berühren, sowohl in den langsamen, melodischen Stücken als auch in den kraftvollen, poppigeren Liedern, wie beispielsweise der ersten Single-Auskopplung „Miss Lucy“. Wer Astrid North schon einmal live erlebt hat weiß, dass sich das in die Konzerte überträgt und kennt vielleicht das ein oder andere Stück schon. Einen – sicherlich scherzhaften – Zuschauereinwurf während des Auftritts, sie solle aufpassen, „dass die anderen Musiker ihr nicht die Show stehlen“, beantwortet sie ganz gelassen: „Es geht ja ums Teilen und es ist genug für alle da.“

Dem lässt sie Taten folgen. In Form einer neuen Konzertreihe „North-Lichter“ bringt sie starke Künstlerinnen mit auf die Bühne, die den Abend gemeinsam mit ihr gestalten. Beim ersten Konzert werden am 12.12.2016 mit dabei sein: Iris Romen, ILLAY, Jarita Freydank und Yasmin Hadisubrata. phenomenelle Gastautorin Larissa durfte der vielbeschäftigten Sängerin und Songschreiberin einige Fragen stellen.

Von Melancholie und Inspiration – ein sehr persönliches Album

Was hat dich zu diesem Album inspiriert?

Cover "Precious Ruby" von Astrid NorthNachdem mein erstes Solo Albums „NORTH“ fertig war, wusste ich, dass noch eins folgen muss. Dieses Wissen war eine Inspiration. Ich bin mit Alben aufgewachsen. Meine Arbeit folgt einem Zyklus: schreiben, (manchmal schon live spielen) aufnehmen, Album veröffentlichen, live spielen. Wobei das Schreiben fortwährend passiert. Den Namen „Precious Ruby“ hatte ich schon bei „NORTH“ angedacht, dann fand ich ihn doch nicht passend. Jetzt ist er genau richtig.

Und musikalisch?

Ich wollte vor allem die Art wie ich live spiele, also die Instrumentierung der Konzerte, umsetzen. Minimal, Piano, Cello, Groove und Synth Bass – mal mehr, mal weniger. Ich wollte einerseits Weite aber auch Intimität schaffen.

Du hast das Album nach deiner Großmutter benannt. Der Grundton ist allerdings eher melancholisch. Woher kommt das und gibt es ein übergeordnetes Thema des Albums?

Interessanterweise habe ich erst im Nachhinein festgestellt, dass es in den meisten Songs um Abschied und Versöhnung geht. Der traurige Teil des Lebens, der Tod ist immer da, und immer ein sehr schwieriges Thema. Es tut weh und braucht Zeit. Für mich braucht es dazu Musik.

Jedes Stück ein bisschen anders

Das Video zur ersten Single „Miss Lucy“ erzählt von Obdachlosigkeit, davon kein Geld zu haben. Wie kam es zu der Geschichte?

Carolin Kraft und ich haben immer wieder gebrain-stormed, überlegt was ich zeigen will und ob man eine Geschichte braucht. Das Drehbuch hat quasi zuerst mit Bildern begonnen, gefällte Bäume, Sweatshops, Müll … dann Berlin, meine Geburtsstadt in ihrer „Wahrheit“.

Deine Tochter singt bei einem Stück backing vocals. Wie war es mit ihr zu arbeiten?

Meine Tochter habe ich spontan gefragt und sie hat spontan eingesungen. Also ganz unaufgeregt. Ich bin Stolz darauf, dass sie Lust hatte „River Sparks“ mitzusingen. Sie mag das Stück.

Was ist dein liebster Song aus „Precious Ruby“ und warum?

Ich habe natürlich ein besonders Verhältnis zu allen Liedern. Sie erzählen eine Geschichte. Doch aus Produktionssicht ist im Moment mein Liebling „For A Minute or so“ – Verlust, Verlangen, Sicht, Licht, Trauer und Versöhnung.

Hast du musikalisch einen all-time favorite?

Nein. Es gibt viele, viele, viele Lieder/Songs/Stücke und Kompositionen die ich LIEBE!

Hast du viele Fans aus der LGBTIQ* Community?

Lustige Frage. Ich habe ehrlich gesagt meine Gäste weder nach Herkunft, Aussehen, Gender, Community, Liebesvorstellungen geordnet, noch, diese mir nicht klaren Werte mit anderen Künstler*innen verglichen. Tatsächlich gehören allerdings viele Freunde und auch Fans der LGBTIQ* Community an.

Gibt es eine Verbindung?

Astrid NorthJa. Ich fühle sie schon. Aber was die Verbindung ist? Ich könnte einige Dinge aufzählen, die würden aber oberflächlich oder klischeehaft erscheinen. Es passt einfach oft sehr im Sein, vielleicht in der Freiheitsnahme. Dass gibt es auch bei denen, die nicht in der LGBTIQ* Community sind.

 

 

North Lichter und Zukunftspläne

Was kommt musikalisch als nächstes?

(lacht) Naja, spielen und fortwährend schreiben, dann wieder ein Album machen. Im kommenden Jahr möchte ich aber auch gerne mehr im Ausland spielen.

Das heißt, es gibt eine Tour nächstes Jahr?

Dieses Jahr kann man mich noch in der Berliner Bar jeder Vernunft mit meiner neuen Reihe „North-Lichter“ hören. Ich lade darin Künstlerinnen ein und wir spielen gemeinsam Eigenes. Dann im nächsten Jahr sicherlich Konzerte – das ist momentan noch in der Planung.

Wohin geht die Reise längerfristig in deiner Vorstellung?

Ohhhh, da ist viel Musik, ich stelle mir vor mehr für andere zu schreiben, zu produzieren, und es kommen immer wieder spannende neue Aufgaben auf mich zu. Mit Kindern arbeite ich gerne und bin einfach gerne auf der Bühne. Also da werde ich sein.

Vielen Dank für das Interview und die Geschenke!

Fotocredit: © Kristin Schnell

Verlosungsaktion für unsere Leser_innen

Die Geschenke, die Astrid North uns mitgegeben hat, können die Leser*innen von phenomenelle gewinnen. Wir verlosen zwei mal das neue Album „Precious Ruby“ unter allen, die die Gewinnfrage richtig beantworten können: Wie hieß die Gruppe, mit der Astrid North in den 90ern als Sängerin sehr erfolgreich war? Schreibt einfach eine Mail an verlosung@phenomenelle.de mit der Antwort und unter Angabe eurer Adresse.*

Anschließend Daumen drücken. Einsendeschluss ist der 1. Dezember 2016, teilnahmeberechtigt sind nur Personen über 16 Jahre. Der Preis wird nicht in bar ausgezahlt. Die Gewinner_innen werden schriftlich per Mail benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

* Einsendungen ohne vollständige Adresse können wir leider nicht berücksichtigen.

Mehr zu Astrid North findet ihr unter www.astridnorth.com

Related Posts

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 5. bis zum 18. Oktober 2024
  • Fernsehinfos vom 21. September bis zum 4. Oktober 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit