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phenomenelle des Tages: Luise F. Pusch
Luise F. Pusch (geb. 14.1.1944)
Die Sprachwissenschaftlerin kämpft seit den 70er Jahren für eine geschlechtergerechte Sprache und die Frauenforschung. Dabei setzt sie sich mit Leidenschaft dafür ein, dass Frauenhistorie mehr Gewicht erhält und die Sprache weniger männlich daher kommt, sie tut dies aber mit viel Humor und überspitzt manchen Vorschlag satirisch. Nicht Wenige fühlen sich damit bisweilen ein wenig überfordert. Von Pusch stammt zum Beispiel der Vorschlag, dass nach Jahrtausenden rein männlicher Sprache für die nächsten 2000 Jahre doch einfach die weibliche verwendet werden könne. Und sie plädiert dafür, die Endung „in“ einfach wegzulassen, dafür aber Berufe oder andere Bezeichnungen genderneutral zu halten also von „die“ oder „der“ Professor zu sprechen. Den Pusch Kritisierenden fällt derweil meist nicht mehr ein, als sie zu verunglimpfen und ihren Namen zu „Pfusch“ umzustellen.
Feministische Linguistik – ihr bester Denkansatz
Nach dem Anglistik-Studium, teilweise finanziert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes, und der Promotion 1972 wird Pusch zunächst wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem Forschungsprojekt. Bis 1986 bewirbt sie sich immer wieder um eine Professorenstelle. Erst 1985 spricht ihr die Uni Konstanz eine außerplanmäßige Professur zu (sie dürfte seitdem lehren und prüfen – unbezahlt wohlgemerkt). Denn seit sie zur Streiterin einer feministischen Linguistik wurde, ist es vorbei mit den Chancen der mehrfach Preisgekrönten. An Stelle von Lob bekommt sie zu hören, sie „betreibe keine Lingustik und sei verrückt geworden“. Doch Pusch ist fest davon überzeugt:
Das ist das Beste, was ich je gemacht habe.
(nzz.ch 21.3.2004: Alle Menschen sind auch Schwestern)
Frau Professor bringt Frauen ins Web
Als einzige, der- und diejenigen, die Ende der 70er das renommierte Heisenberg-Stipendium bekommen, wird Pusch nicht auf eine Professorenstelle berufen. Spricht sie bei Tagungen, reisen Busladungen von Studentinnen an, um sie zu hören. Nach diversen Vertretungsjobs an verschiedenen Universitäten, beschließt sie freiberuflich als Publizistin zu arbeiten, veröffentlicht Bücher und erkennt früh das Web als Möglichkeit an Frauen zu erinnern. 2001 gründet sie das Webportal fembio.org. In der Datenbank können die Lebensdaten von über 30.000 bedeutenden Frauen nachgeschlagen und von vielen auch ausführlichere Biographien nachgelesen werden.
Ein gewöhnliches Lexikon informiert nicht darüber, wie diese Frauen wirklich gelebt haben. Wenn z.B. große Frauen von Männern behindert, benachteiligt, missbraucht, gequält oder gar ermordet wurden, so erfahren Sie das in anderen Quellen meist nicht. Wenn die Frauen lieber mit Frauen als mit Männern zusammen lebten, so wird das in der Regel ‚diskret’ übergangen. In einer FemBiographie werden aber solche biographischen Fakten genau so wichtig genommen wie alle anderen.
(Quelle: fembio.org)
So wird Frauengeschichte greifbar und auch phenomenelle schlägt gern für die ein oder andere phenomenelle des Tages auf fembio.org nach oder lässt sich zu einer inspirieren. Seit 1987 gibt Pusch zudem den jährlichen Kalender Berühmte Frauen heraus.
Foto: fembio.org
Weitere Quellen und Links
- www.luisepusch.de
- Weblog auf fembio: Laut & Luise
- taz Interview: Worte sind die Sache selber
- nzz.ch: Alle Menschen sind auch Schwestern
- FB-Seite: Luise F. Pusch
- Twitter: Luise Pusch
- nzz.ch: Sprache ist Gewöhnungssache
- wdr5.de/erlebtegeschichten/luise-pusch