phenomenelle

informelle

LITFEST homochrom

phenomenelle des Tages: Johanna Donal

Johanna Dohnal (14.2.1939–20.2.2010)

Elisabeth Orth und Johanna Dohnal 26.10.2008Bundespräsidentin will sie am Ende ihrer Laufbahn nicht mehr werden, zu viel repräsentieren und zu wenig auseinandersetzen, das scheint ihr persönlich für ihre politische Arbeit falsch. Das hätte zu der streitbaren Frauenpolitikerin, die in Österreich eine Ikone ist, auch nicht gepasst. Ihr Leben lang ficht sie für Frauenrechte und engagiert sich friedens-, bildungs- und entwicklungspolitisch. Als erste Frauenministerin von 1990–1995 setzt sie unter anderem durch, dass sie sprachlich gleichberechtigt nicht mehr Frau Minister, sondern Frau Ministerin sein darf. Dabei ist sie immer unbequem, wird lange als Emanze diffamiert, sogar in der eigenen Partei angefeindet.

Ihr Leben beginnt als uneheliches Kind einer Arbeiterin in Wien. Die Muter ist krank, deshalb wächst Johanna bei ihrer Großmutter auf. Nach der Hauptschule beginnt sie eine Ausbildung, für eine höhere Schule ist kein Geld da. Mit 17 Jahren wird sie Mitglied der österreichischen Sozialdemokraten, der SPÖ. Ein Jahr später heiratet sie, bekommt 2 Kinder. Damit das Geld zum Leben reicht, arbeitet sie weiter, mehrere Jahre auch in Heimarbeit, weil keine Kinderbetreuung zu organisieren ist.

Politische Karriere – Von der Bezirksrätin zur Ministerin

1969 bekleidet sie als Bezirksrätin ihr erstes politisches Amt. Bald wird sie Landtagsabgeordnete und Gemeinderätin in Wien. Es ist ihrer Initiative zu verdanken, dass 1978 das erste Frauenhaus für die Stadt errichtet wird. Ihr Einsatz für Gleichberechtigung trägt ein Jahr später politische Früchte. Kanzler Kreisky holt sie als Staatssekretär (!) für Frauenfragen in seine Regierung. Vor allem für beruftstätige Frauen kann sie ein ums andere Mal Verbesserungen erwirken. Zur Liste gehören unter anderem: das gesetzliche Verbot sexueller Belästigung, Gleichbehandlungsgesetze und eine Frauenquote an Unis und in Ministerien. Doch mit dem Vormarsch der Haider FPÖ in den 90ern verändert sich das Klima. Es wird frauenpolitisch kälter und konservativer. Dohnal muss 1995 als Ministerin gehen. Sie zieht sich aus der aktiven Politik zurück.

Seitdem engagiert sie sich außerparlamentarisch, arbeitet mit Frauen- und anderen Nicht-Regierungsorganisationen, Gewerkschaften und Unis zusammen. Nach der Scheidung von ihrem Mann lebt sie ab 1981 mit der ebenfalls politisch tätigen Annemarie Aufreiter zusammen. Die beiden gehören zu den ersten Paaren, die in Österreich die Lebenspartnerschaft schließen, nachdem das Gesetz dazu Anfang 2010 in Kraft tritt. Kurz nach ihrem 71. Geburtstag stirbt Dohnal und wird in Wien in einem Ehrengrab bestattet.

Foto: Dohnal sitzend, dahinter Elisabeth Orth by Manfred Werner / Tsui (Own work) [GFDL or CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Weiterführende Links und Quellen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 5. bis zum 18. Oktober 2024
  • Fernsehinfos vom 21. September bis zum 4. Oktober 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit