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phenomenelle des Tages: Equal Pay Day

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International Equal Pay Day

Frauen, die in Deutschland arbeiten, verdienten 2014 im Schnitt immer noch 22 % weniger Gehalt als männliche Kollegen. In Bruttolohn ausgedrückt, erhalten Frauen im Schnitt 15,83 € pro Stunde, während Männer auf 20,20 € kommen. Dabei verdienen westliche Bundesbürgerinnen (ehemals BRD-Gebiet) besonders wenig, nur 67 % ist die weibliche Arbeitsstunde wert. Krass fällt der Vergleich zu Frauen im Osten aus (ehemals DDR). Sie kommen immerhin bis auf 9 % weniger an das Gehalt ihrer männlichen Kollegen. Die Segnungen des Kapitalismus kamen allerdings auch im Osten eher dem vermeintlich starken Geschlecht zu Gute. Seit 2009 nahm der Lohnunterschied in diesen Bundesländern um 3 % zu.

Seit 2008 markiert der Equal Pay Day in Deutschland den Tag, bis zu dem Frauen über das Vorjahr hinaus arbeiten müssen, um auf das gleiche Gehalt wie Männer zu kommen. Konkret bedeutet das, Frauen nehmen am 1. Januar des Jahres ihre Arbeit auf, während Männer bis zum Equal Pay Day auf der faulen Haut liegen, um das gleiche Geld zu verdienen. Das Datum variiert leicht, liegt aber seit 2009 immer Ende März. Frauenorganisationen machen mit unterschiedlichen Aktionen darauf aufmerksam und fordern ein Umdenken. 2015 steht der Tag unter dem Motto „Spiel mit offenen Karten: Was verdienen Frauen und Männer?“, Hauptthema ist die Transparenz von Gehältern und Löhnen. Denn nur, wo Kolleg_innen untereinander wissen, was sie verdienen, können sie ihren eigenen Verdienst auch sachgerecht einordnen.

Von unbereinigten und bereinigten Lücken

Kritiker_innen der Rechnung betonen gerne, dass es sich bei der Lohnlücke um eine sogenannte unbereinigte statistische Angabe handelt. Angeblich würden hier Äpfel mit Birnen verglichen, nämlich Managergehälter mit Putzfrauenlöhnen. Streicht man solche strukturellen, arbeitsmarktbereinigten Details aus der Berechnung heraus, bleibt aber immer noch ein so genannter „bereinigter“ Pay Gap von 7 bis 8 % übrig. Frauen, die genauso qualifiziert und ausgebildet im gleiche Job arbeiten, verdienen dementsprechend im Durchschnitt immer noch weniger als ihre männlichen Kollegen. Bei 7 % Lohnunterschied wären das 1,41 € und bei 8 % gar 1,62 € pro Stunde. Gehen wir von einem 8-Stunden-Tag und 20 Arbeitstagen pro Monat aus, bekommt ein Mann 3.232 €, eine Frau entweder 226,24 € oder 258,56 weniger. Ganz abgesehen davon, dass bei dieser Rechenmethode andere Faktoren wie die Unterschiede zwischen Teil- und Vollzeit, mangelnde Frauenpräsenz in Führungspositionen sowie branchenspezifische Verdienste usw. außer Acht bleiben.

Initiert vom Verband der Business and Professional Women (BPW) gaben 2011 sechs große Frauenverbände gemeinsam mit Parlamentarierinnen die Berliner Erklärung als Auftakt zu einer überparteilichen Initiative für mehr Chancengleichkeit in der Wirtschaft heraus.

Mit der Forderung danach, die Gehaltslücke zu schließen, gehen für die Aktivistinnen weitere Forderungen Hand in Hand:

  • Die gleichberechtigte Mitwirkung von Frauen an den Entscheidungsprozessen in der Wirtschaft,
  • mehr Frauen in den Top-Etagen von Unternehmen durch eine Mindestquote von 30 %,
  • endlich Familie und Beruf wirklich vereinbaren zu können und
  • eine Diskussion darüber wie wertig verschiedene Arbeiten sind.

Es darf künftig keine Option mehr sein, dass Menschen in verantwortungsvoller Position, die mit und an Maschinen arbeiten, besser bezahlt werden als Menschen, die in ebenso verantwortungsvoller Position mit Menschen arbeiten. Seit dem sind vier Jahre vergangen. Viel getan hat sich nicht.

Weiterführende Quellen und Links

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