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Buchrezi: „Bittersüßes Vermächtnis“ von C. R. Forster

Starke Frauen in einem starken Roman

CoverBittersuessIrland im Jahr 1814: Die Welt ist in zwei klare Lager aufgeteilt: Auf der einen Seite die Aristokratie, auf der anderen Seite die Besitzlosen. Zwei Frauen verlieben sich ineinander und müssen einen hohen Preis für ihr Streben nach Unabhängigkeit und Liebe bezahlen.

Ich mag gerne historische Romane, die in England spielen. Gute lesbische Romane, die in England zu Zeiten des 19. Jahrhunderts spielen, kannte ich bisher nur von Sarah Waters. Umso erfreuter war ich, als ich auf einen Frauen-Roman von C. R. Forster stieß, der in Irland spielt:

Rhona McLeod, eine junge, lebenshungrige Adelige, wird von ihren Eltern beim Liebesspiel mit ihrer Zofe Sofie erwischt. Für beide hat diese Handlung harte Konsequenzen:
Sofie wird hochkant aus dem Haushalt geworfen. Um zu überleben, muss sie sich in die Abhängigkeit ihres einzigen noch lebenden Verwandten begeben. Dieser hat aber eigene Pläne mit Sofie. Sie gerät so in ein finsteres Intrigenspiel, dem sie sich nicht entziehen kann.
Rhona trifft es nur wenig besser. Frauenliebe zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist nichts, was die adelige irische Gesellschaft tolerieren kann. Frauen haben sich Männern zu unterwerfen. Selber denken und selber für sich tätig sein, ist nichts, was die Gesellschaft gut heißt. Rhona wird deshalb zur Umerziehung in den Haushalt ihres Onkels, eines Pastors, verbannt. Hier soll sie zu Anstand und Moral zurückfinden. Mit Schrecken erfährt sie, dass ihre Eltern zusätzlich eine arrangierte Ehe vorbereiten. Besonders schlimm wird es für Rhona, als sie erfährt, wen sie heiraten soll! Ein Lichtblick in dieser trostlosen Zeit ist es, als Rhona die weltgewandte, aber auch geheimnisvolle Countess O‘ Callahan kennenlernt. 

Kein eigenes Leben für Frauen im frühen 19. Jahrhundert

Der Roman teilt sich nach der Trennung von Rhona und Sofie in zwei scheinbar unabhängige Handlungsstränge. Ich fieberte mit, wie sich die Leben von beiden Frauen entwickeln. Welche Kämpfe und Intrigen sie zum Teil aushalten müssen! Ich sah aber auch, wie sie sich beide weiter entwickeln, sich nicht unterkriegen lassen. Beide Frauen werden auseinandergerissen, beginnen zwei sehr unterschiedliche Leben zu führen und werden am Ende doch wieder zusammengeführt. Das alles war historisch sicher nicht immer korrekt, wird aber immer sehr bildhaft beschrieben. Ich hatte die ganze Zeit die traumhafte irische Landschaft als wunderbaren Film dazu vor Augen.

Im Irland des frühen 19. Jahrhunderts ist es beileibe nicht selbstverständlich, dass Frauen bereit sind, dass Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Hinzu kommen noch die politischen Ereignisse der damaligen Zeit, auch die Revolution in Irland wird ein Thema. Welchen Preis sind Rhona und Sofie bereit zu zahlen, damit sie ein eigenes, glückliches Leben führen können?

Ausdrucksvoller Schreibstil

Mit der bildhaften Sprache des Romans vermittelte mir C. R. Forster eine intensive Empathie für alle Charaktere. Bei der Vielzahl von Darstellern/innen war es auch gut, dass es am Schluss des Buches eine Übersicht von allen Mitwirkenden gibt. Auch die Zeitlinie des Romans wird aufgeführt. Die Üppigkeit der Mitwirkenden und der zeitlichen Abläufe ist zwar bei weitem nicht so umfangreich wie bei Ken Follet’s „Sturz der Titanen“. Für alle, die den Roman nicht in einem Rutsch durchlesen, wird es ein gutes Hilfsmittel sein, wieder den Einstieg zu finden und keine Verbindungen durcheinander zu werfen.

Bis zum Schluss spannend

Für mich war die Handlung des Romans fesselnd, mal Liebesromanze, mal historischer Thriller. Die Autorin C. R. Forster hat einen ausdrucksstarken Schreibstil. „Bittersüsses Vermächtnis“ ist vielschichtig aufgebaut und entwickelt sich durch die unterschiedlichen Handlungsstränge fast zu zwei getrennten Romanen. Einmal dominiert die Sicht der adeligen Rhona, einmal die der standeslosen Sofie, in beiden Fällen flankieren interessante Figuren, diese starken Persönlichkeiten.

Erst zum Schluss des Romans kommen beide Handlungsstränge wieder zusammen. Ich habe bis zum Schluss mitgefiebert, wie der Roman ausgeht. Wird die Liebe siegen? Es blieb spannend bis zur letzten Seite!

 

C. R. Forster: Bittersüßes Vermächtnis
Butze-Verlag

 

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