phenomenelle

kulturelle

LITFEST homochrom

Filmrezi: The True Cost

Screenshot Webseite http://truecostmovie.com
Fotocredit: Screenshot von der Webseite truecostmovie.com

Der Preis der Mode

In rund 90 Minuten zeigt der Film The True Cost, warum Mode so günstig ist – und wer den Preis dafür zahlt. Welche Ideen und Beweggründe stecken hinter den großen Modeketten, woher kommt die Ware und wie wird sie hergestellt – das sind die zentralen Fragen der Dokumentation. Ohne Belehrungen, dafür berührend und anhand der Geschichten einzelner erzählt, folgt er der Kleidung von der Herstellung bis zu den Laufstegen in Paris. Globalisierung par excellence. Auch ein Abriss der Geschichte und Bedeutung der Mode wird gegeben und wo sie heute steht. Die Doku zeigt, was für Konsequenzen „fast fashion“ und unser Konsum von immer mehr, immer billiger, immer schneller hat.

Blicke hinter die Kulissen

Warum verlassen Frauen in den ärmsten Ländern der Welt ihre Kinder? Um ein paar Cent mehr für der Akkordarbeit in den Textilfabriken der Städte zu verdienen. Interessant sind vor allem die Einblicke in diese Welt. Wo sonst sehen wir, wie tausende Stücke täglich genäht und verarbeitet werden? Nicht immer sind es dabei heimlich gefilmte, dreckige Löcher mit schlechter Beleuchtung. Es folgen Aufnahmen in legalen Unternehmen, die Höchstleistung bringen bei Weißlicht und Mundschutz. Der Arbeitsalltag ist überall der selbe: hart und viel arbeiten, still sein – moderne Ausbeuterbetriebe. Wer sich als Angestellte solidarisiert und für bessere Konditionen kämpft, wird ersetzt oder mundtot gemacht. Spätestens seit dem fatalen Unglück einer Nähfabrik in Bangladesch 2014 ist das Thema nichts Neues mehr in den Industrieländern. The True Cost wirft darüber hinaus den Blick auf das Ende der Mode: die unglaublichen Mengen an Müll. Doch überall, wo ein Euro zu holen ist, wird danach gegriffen – sei es im Handel mit second-hand Ware oder beim Entsorgen in die ärmsten Länder der Welt.

Es geht auch anders – wir haben die Macht

Einer schöner Anblick sieht definitiv anders aus und es sind Menschen, nicht Maschinen, die mit jedem unserer Kleidungsstücke verbunden sind. Viele Kundinnen und Kunden wissen (noch) nicht, was sie mit ihren ganz „normalen“ Einkäufen in x-beliebigen Geschäften anrichten. Ganze Viertel in Italien leiden sogar für Haute Couture. Überraschend auch die Tatsache, dass die Modeindustrie weltweit – nach der Öl-Industrie – der zweitgrößte Umwelt-Verschmutzer ist.

The True Cost zeigt, dass es auch anders geht: „sustainable fashion“, zu Deutsch „nachhaltige Mode“, ist machbar und heute bereits Realität. Modedesignerin Stella McCartney war dabei eine der Vorreiterinnen und kommt ebenso zu Wort wie Orsola de Castro, die „Queen des Upcycling“. Dabei werden ausgemusterte Produkte in neue höherwertige umgewandelt. Das Alternativangebot wird immer größer, die Designs und Anbieter vielfältiger. Inzwischen findet sich für jeden Geldbeutel etwas im Angebot. Der Film gibt Beispiele, die zum Nachdenken und Nachmachen anregen. Letztendlich entscheidet jede_r  mit, in welcher Welt wir leben wollen. Mit jedem einzelnen Kauf.

Mit The True Cost ist Regisseur Andrew Morgan ein wichtiger und auf jeden Fall sehenswerter Dokumentarfilm gelungen.

[youtube]https://youtu.be/ZXyILFMhFDo[/youtube]

The True Cost – Der Preis der Mode (USA)
Filmlänge: 92 Minuten
Regie: Andrew Morgan
seit 21.01.2016 im Kino, inzwischen auch auf Netflix verfügbar,
auf DVD, BlueRay und iTunes erhältlich

Webseite: truecostmovie.com

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 14. bis zum 27. Dezember 2024
  • Fernsehinfos vom 30. November bis zum 13. Dezember 2024
  • Fernsehinfos vom 12. bis 29. November 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“