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P!NK – The truth about love

Lange ist es her, dass P!NK ihr letztes Studioalbum (Funhouse, 2008) veröffentlichte und um so gespannter war ich auf das neue Album, versprach doch der Titel, über Liebe restlos aufzuklären. Wie würde sich die Geburt ihrer Tochter Willow auf die Musik ausgewirkt haben?

Marketingmaschinerie – Erfolgreich, aber übertrieben?

Da für mich persönlich I’m not dead (2006) und Funhouse zu ihren bisher besten Alben gehörten, hatte ich zugegebener Maßen sehr hohe Erwartungen, nachdem The truth about love als ihr bestes Album angekündigt wurde. Verwirrend fand ich, dass das Album als Albumversion (13 Tracks), als Deluxe Edition (17 Tracks) und zur Weihnachtszeit dann auch noch als Fan Edition (20 Tracks + Bonus DVD) erschienen ist. Man kann es auch übertreiben. Kritiker werfen P!NK hier nicht zu Unrecht vor, dass sie ihrem selbstgewähltem Image schon länger nicht mehr gerecht wird. Lehnte sie doch mit der Veröffentlichung der ersten Alben (gender-) typisches Marketing ab und sagte den ganzen blonden Mainstream-Pop-Püppchen, geldgierigen Managern und Produzenten den Kampf an.

Das erste Hören…

war ein Schock! DAS soll ihr bestes Album sein? Im Gegensatz zu den letzten Alben sprach mich kaum ein Song sofort an – geschweige denn wollte einer als Ohrwurm in meinem Hirn verweilen. Vollkommen enttäuscht und verwirrt, ließ ich das Album ein paar Tage unangetastet liegen.

Intensive Vielfalt vs. Mainstream-Partysongs

Erst nach mehrfachem Hören fand ich Zugang zu diesem untypischen Album, das mich dann mit einigen Songs in einer Intensität zu berühren wusste, die mich selbst verblüffte. Dieser „Prozess“ war aber anstrengend und ist es immer noch. Nach wie vor überspringe ich einige Songs, weil sie mir einfach zu elektronisch und zu partymäßig sind oder den Fähigkeiten bzw. der Stimme von P!NK einfach nicht gerecht werden.

Die Wahrheit steckt in den Texten und manchmal auch in der Musik.

Zu erwarten, dass das Album einem einen Meistergrad in Sachen Liebe verleiht, ist utopisch – haben wir Menschen es doch in all den Jahrhunderten nicht geschafft, das Geheimnis der Liebe vollends zu entschlüsseln. Die Texte von The truth about love schaffen es jedoch die Vielfalt all dessen auszudrücken, was Liebe ausmacht:

I think it just may be perfect. The only person of my dreams. I never ever ever ever been this happy

und

You will pay for your sins. You’ll be sorry, my dear. All the lies, all the why’s will all be crystal clear,

liegen manchmal näher beieinander, als uns das lieb ist und alles was zu sagen bleibt, ist

I think this might be it for us. Blow me one last kiss.

Bei einigen Songs gelingt es den Produzenten, diese Inhalte bzw. die damit verbundenen Gefühle eindrucksvoll über die Musik zu transportieren, aber im Vergleich zu den beiden letzten Alben, bei zu wenigen.

Mein Fazit

Als bekennende Liebhaberin textlastiger Musik kann ich das Album guten Herzens empfehlen, aber nicht ohne einige Abstriche. Die unterschiedlichen Musikstile wirken teilweise sowohl experimentell als chaotisch und bringen P!NKs Stimme nicht immer so zur Geltung, wie es sein könnte. Sie schließen manche Songs für mich komplett aus, obwohl die Texte tiefgründig und interessant sind – sehr schade, da hätte sie mehr draus machen lassen. Aber Musik ist ja Geschmackssache und Musikliebhaberinnen, die sich gerne mal mit tiefgründigen Texten beschäftigen, finden in diesem Album genügend Stoff, sich mit den Facetten der Liebe auseinander zu setzen. Hörerinnen, die sich mit P!NKs Biographie auskennen, werden große Teile ihrer Lebenserfahrungen in den Texten wiederfinden. Einer meiner Favoriten ist der Song „Run“ – Eine schönere Liebeserklärung einer Mutter an ihr Kind ist mir noch nicht begegnet. Für mich ist es das intensivste Album von P!NK, aber ob es das Beste ist? Entscheidet selbst.

Mein Geheimtipp

Für Spotify-Nutzerinnen habe ich noch eine kleinen Geheimtipp: Hört Euch die Commentarys von P!NK zu den 13 Tracks des Albums an. Sie sind größtenteils sehr offen und persönlich und stellen eine interessante Ergänzung dar.

Fotos: Andrew Macpherson / Sony Music

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