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007 war gestern – Pendergast ist heute

Hörbuchreihe von Douglas Preston und Lincoln Child

Auf der Suche nach neuem Krimi-/Thriller-Futter für meine Ohren stieß ich eher zufällig auf die Reihe über Special Agent Pendergast. Dabei waren es nicht nur die Inhaltsangaben, sondern vor allem die Neugierde auf die Co-Produktion zweier gestandener Autoren, Douglas Preston und Lincoln Child,

©Lucie Child

die mich den Versuch wagen ließen. Unvorstellbar, dass sich die beiden beim Verfassen der Romane nie persönlich begegnet sind, obwohl sie bereits mehr als zehn zusammen geschrieben haben. So machte ich mich mit einer Mischung aus Vorfreude und Skepsis an das erste Hörbuch „Relic – Museum der Angst“.

Spannung pur – von Anfang an

Es dauerte nicht lange, bis ich in der Geschichte gefangen war und jede freie Minute mit mp3-Player verbrachte. So hörte ich mich wochenlang von Hörbuch zu Hörbuch – immerhin 11 Stück. Die beiden Autoren verstehen es, fantastische Spannungsbögen aufzubauen: Jedes Mal, wenn ich dachte, dass hätte sich auch kürzer beschreiben lassen, nahm das Hörbuch so rasant Fahrt auf, dass ich bis tief in die Nacht hinein weiter hören musste. Pure Absicht! Dabei faszinierten mich vor allem bei den ersten Romanen die intelligent aufgebauten Storys, aber noch viel mehr die Entwicklungen der immer wiederkehrenden Charaktere. Besonders der Hauptprotagonist Aloysius X. L. Pendergast, Special Agent des FBI, ist so mysteriös und Geheimnis umwittert, dass ich es kaum abwarten konnte, mehr über ihn zu erfahren. Dabei präsentiert er von Fall zu Fall Fähigkeiten, die selbst einen James Bond neidisch werden lassen – zugegeben, manches Mal wurde meine Phantasie auf die Probe gestellt, aber letztendlich machen diese Specials Pendergast genau zu dem, was er ist: Zu einem exzentrischen, wohlhabenden, hochintelligenten, geheimnisvollen Verwandlungskünstler. Und bei allem, was er aus seinen Kleidungsstücken hervorzaubern kann, würde sogar Q ins Hintertreffen geraten.

11 Romane, geschickt miteinander verwoben

Besonders gefesselt hat mich die Art und Weise, wie das Autoren-Duo die in sich abgeschlossenen 11 Romane geschickt miteinander verweben, sodass ich das Gefühl hatte, einen einzigen Roman vorgelesen zu bekommen. Die Reihe enthält neben sechs komplett abgeschlossenen Romanen zwei Trilogien, in denen das Geschehen fortgesetzt wird. Das Erscheinen des dritten Romans der zweiten, der Helen-Trilogie, erwarte ich zur Zeit sehnsüchtig, in der Hoffnung, dass die noch offenen Rätsel um Agent Pendergast endlich aufgelöst werden. Das Buch soll noch im Dezember diesen Jahres auf Englisch erscheinen.

Kleine Irritatation nach Hörbuch 4

Einen Bruch gab es für mich, als ich nach den ersten vier Hörbüchern, die von Thomas Pieper gelesen wurden, im fünften plötzlich eine „fremde“ Stimme vernahm. Diese gehört Detlef Bierstedt. Beide sind bekannte Leser und Synchronsprecher und haben ohne Frage eine fesselnde Art und Weise, die Romane nicht nur vorzulesen, sondern zum Leben zu erwecken. Aber ich war bereits in der Geschichte versunken und das Bild von dem Agenten durch Piepers Interpretation fest gestaltet, so dass ich das fünfte Hörbuch erst einmal zur Seite legte. Einen Wechsel des Sprechers lässt sich innerhalb einer Reihe vielleicht nicht verhindern, aber zumindest sollte darauf geachtet werden, dass der Name der Hauptperson gleich ausgesprochen wird. Zwischendurch rutscht die Reihe etwas arg ins Mystische und die scheinbar nie endenden Möglichkeiten Pendergasts, einen Falls zu lösen oder gar zu überleben, locken auch schon mal ein Schmunzeln hervor, insgesamt tut dies den Spannungsbögen, die die beiden Autoren schaffen, jedoch keinen Abbruch. Dennoch: Dass der Agent sich aus einem Moorloch, mit durchschossenem Lungenflügel und bereits komplett versunken, befreit und x Kilometer zu einem Haus läuft, löste auch bei mir ein „Ja ne, is klar“ aus. Aber um ehrlich zu sein, bei all den spannenden und faszinierenden Stunden, die mir die beiden Autoren bereitet haben, verzeih ich ihnen das gerne … und wer möchte schon, dass seine Lieblingsromanfigur stirbt?! Schließlich hat nicht nur 007 das Patent darauf, zweimal zu leben.

Für alle Krimi-/Thrillerfans, die auf einen lesbischen Inhalt verzichten können, kann ich diese Reihe wärmstens empfehlen! Ausführliche Infos zu den Romaninhalten und Charakteren findet ihr unter www.agentpendergast.de.

Offizielle Seite der Autoren: www.preston-child.de

Die Romane in chronologischer Reihenfolge (unbedingt einhalten)

Einige der Hörbücher könnt ihr derzeit nicht über Amazon, sondern nur über Audible bestellen. Deshalb haben wir zum Teil auch die Links zu den Büchern angegeben.

Relic – Museum der Angst

Attic – Gefahr aus der Tiefe

Thunderhead – Schlucht des Verderbens

Ritual – Höhle des Schreckens

Burn Case – Geruch des Teufels (1. Teil der Diogenes-Trilogie)

Dark Secret – Mörderische Jagd (2. Teil der Diogenes-Trilogie)

Maniac – Fluch der Vergangenheit (3. Teil der Diogenes-Trilogie)

Darkness – Wettlauf mit der Zeit

Cult – Spiel der Toten

Fever – Schatten der Vergangenheit (1. Teil der Helen-Trilogie)

Revenge – Eiskalte Täuschung (2. Teil der Helen-Trilogie)

Two Graves (engl. Titel) ist der 3. Teil der Helen-Trilogie

(erscheint im Dezember diesen Jahres auf Englisch)

 

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One thought on “007 war gestern – Pendergast ist heute”

  1. Claus sagt:

    Hallo,

    hab mich jetzt auch (innerhalb von 3 Monaten) durch alle 11 Hörbücher gehört und kann unter alles hier geschriebene einen Haken setzen. Wobei ich das erste Hörbuch fast übergangen hätte, weil ich den Film bereits kannte. Das wäre ein schwerer Fehler gewesen, weil Buch und Film nicht viel gemein haben (Pendergast fehlt im Film komplett).
    Und jetzt sitze ich hier und warte auf den 3. Juni… Den letzten Teil der Helen Trilogie muß ich dann wohl lesen – bis zum Hörbuch dauert es bestimmt noch länger.

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