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LITFEST homochrom

Jasmin Tabatabai tourt mit dem David Klein Quartett

Jasmin Tabatabei, Foto: Jess Doenges„Die Menschen sind als Publikum famos“ – doch „was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist?“ Ganz klar: „Geht zu einem Konzert von Jasmin Tabatabai mit dem David Klein Quartett.“ Denn trotz teilweise sehnsuchtsvoller Liedtexte und Songs, die uns schon ein Leben lang begleiten, hat man hier keine Zeit, unglücklich zu sein.

Jasmin Tabatabai und David Klein kokettieren, erzählen, lächeln – und schenken uns ein Konzert, das wir so schnell nicht wieder vergessen werden.

Klein ist Schweizer, hat nicht nur Landesmutter Helvetia sondern auch eine lustige leibliche Mutter, die Jazzsängerin war, und „stalkte“ Tabatabai vor Jahren ein wenig – wofür sie heute dankbar ist, denn er brachte sie so zum Jazz. Sie spricht über ihre Filme, ist aber keinesfalls eine singende Schauspielerin sondern wundervolle Künstlerin durch und durch.

Ob „after you killed me“ oder „another sad song“ – sie spielen all ihre Lieder als jazzige Arrangements, die als so neue und doch zeitlose Versionen gar nichts vermissen lassen. Mit Seele, genussvolle extended Versions, und dennoch hofft man, er möge nie zuende sein, dieser Abend.

Natürlich Freude im Publikum, als sie von „Bandits“ spricht, dem Film, der – auch ich war einige Zeit vorher erstaunt als ich die CD wieder heraussuchte – schon vor zwanzig Jahren mehr als ein Hit war. Sie spielt und singt „catch me“ und ich sehe sie wieder auf dem Dach, mit Katja Riemann und all den anderen. Und davon erzählt sie dann auch. Auch vom Alltag mit drei Kindern, den auch Reinhard Mey kannte. Neben ihm sind u.a. auch Georg Kreisler und die Puhdys in Gedanken mit dabei, denn sie macht sich deren Songs zueigen, es sind keine bloßen Coverversionen – man erinnert sich und fühlt.

Michel Sardou´s „Je vole“, das erst vor zwei Monaten Louane Emera ebenfalls hier im Kurhaus Baden-Baden sang und das letztes Jahr durch den Film „Verstehen Sie die Beliers?“ wieder bekannt wurde, überrascht durch eine piaf-ähnliche Version und zeigt, Jasmin Tabatabai kann alles singen. Auch ein Lied in Farsi, aus dem Land, in dem ihre Wurzeln liegen, und in dem, wie sie sagt, ihr Vater wie alle Männer dort draußen sitzt, traurige Lieder hört, raucht und weint. Man hat sofort ein Bild im Kopf, ist in Persien – deutsche Männer weinen nur beim Fußball, meint sie dann mit einem Augenzwinkern und es geht weiter im umfangreichen Programm.

Die Band, das David Klein Quartett, ist erstklassig, mehr als das. „Zankapfel“ David Klein, am Saxophon, Tambourine und eben jener Schweizer. Am Flügel Olaf Polziehn, der solche Goldhände hat, dass er keine Haare braucht (und das Publikum pflichtet bei). Peter Gall am Schlagzeug und am Bass Davide Petrocca, über den sie sagt, jede Band brauche einen Italiener. Soundmixer Ingo Schmidt im Hintergrund nicht zu vergessen – und als dann David Klein sich diesmal das Mikrofon nicht aus der Hand nehmen lässt, um sie nochmals vorzustellen, jubeln wir alle.

Weshalb ein verwunschener Frosch und Schloß Gripsholm wunderbar zusammen passen, solltet ihr Euch bei einem Konzert von Jasmin Tabatabai selbst anhören.

Und eine Frau bleibt eine Frau bleibt eine Frau.

https://www.instagram.com/jazmatab/

https://www.facebook.com/jasmintabatabai.official/

CD-Tipps:

„Was sagt man zu den Menschen wenn man traurig ist“
2016 Jadavi Records

only love aus 2002
Soundtrack Bandits
1997 Universal Music

Weitere Konzert-Termine
7.1.2017 Bielefeld
19.5.2017 Lörrach

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