phenomenelle

Featured

Shamim Sarif - Das Leben, von dem sie träumten

Die Meisterin des Lesben-Wortwitzes ist zurück: „Herz Kammer Spiel“

Romantik-Thriller für Lesben von Anne Bax

Die Meisterin des Lesben-Wortwitzes ist zurück. Anne Bax legt mit Herz Kammer Spiel ihren zweiten Ruhrpottroman vor. Der funktioniert auch ohne Vorkenntnisse des Vorgängers Herz und Fuß hervorragend fürs titelgebende Herz. Aber auch für Kopf und Bauch …

cover_herzkammerspielEine neue Liebe ist wie ein neues Buch, nananananana … Jedenfalls ist sie wie ein neuer Roman von Anne Bax: aufregend, atemlos, zum Lachen, zum Grübeln, hier altbewährt und dort überraschend – auf jeden Fall aber ein großes Glück!

Neuer Kriminalfall

Die Oberhausener Gasometerwächterin Charlotte hat Urlaub, den sie eigentlich lustvoll bis gemütlich mit ihrer just gefundenen großen Liebe Irene verbringen wollte. Wenn da nur nicht Irenes beleidigte Eltern und Charlys fordernde Ex wären. Und diese mysteriösen Einbrüche in der Nachbarschaft, bei denen nicht gestohlen, sondern geputzt wird. Dann verschwindet Irene, und es wird ernst. Wieder will ein Kriminalfall Heldin Charly unbedingt in sich verwickeln …

Humor und Gefühl

Anne Bax ist eine grundentspannte Autorin. Deshalb machen ihre Bücher so viel Spaß. Hier verbindet sie lesbische Trendthemen wie Schlagermusik, Alters-WGs und zweite Dates ab Achtundsiebzig lässig mit ernsteren Tönen zur Trauerbewältigung und Trennungsangst über Vierzig. Sie präsentiert das alles in ihrer Trademark-Mixtur aus staubtrockenem Humor und authentischem Gefühl. Kostprobe:

„Sie bemühte sich, dem Sonntag allein ins Gesicht zu sehen. Der Sonntag hatte verständlicherweise an intensivem Augenkontakt mit einer so verheulten Frau keinerlei Interesse und wandte sich ab. Charly konnte in diesem Verhalten ein Muster erkennen. Der Schlaf war zuerst gegangen, dann der Hunger und die Freude. Alles hatte sich innerhalb von 48 Stunden von ihr abgewandt, die Zeit, das Leben, das Glück, die Liebe. Nur der Schmerz war freudig auf sie zugelaufen und hatte sie wie eine alte Bekannte umarmt.“

Hand hoch, welche von uns das genau so auch schon mal erlebt hat! Alle. Wer aber könnte das schon so wundervoll formulieren? Na bitte …

Für Lesben, die auch welche sind

Anne Bax macht Lesestoff für Lesben – also für all diejenigen, die sich gern so nennen. Das war schon immer so. Und diesen Leserinnen hält sie mit parallel fortschreitendendem Alter unverbrüchlich die Treue. An ihrem Vokabular, den Werten ihrer Heldinnen und in ihrer ganzen schriftstellerischen Leidenschaft ist das zu merken. Ich finde das großartig. Meine diesbezügliche Lieblingsszene in diesem Buch ist die gewaltfrei verkehrte Erweckungsveranstaltung des Hasspredigers. Allein die lohnt schon den Buchkauf! Nein, in Anne Bax‘ Büchern sind die Figuren nicht queer, nicht gay und keins der 58 Zwischendinger, die sonst so zwecks Schubladenwechsel im Umlauf sind. Ganz und gar wunderbar lesbsich haben wir es in ihren Geschichten. Wie zu Hause. Klassischerweise ist ihr Personal überhaupt nur selten etwas anderes – aber das ist ja gerade das Schöne! Hand aufs Herz: Wer von uns lebte nicht gern in dieser Welt?

Gänsehautpotenzial

Einiges läuft zwar im wahrsten Sinne unwahrscheinlich glatt bei den zufallsgeförderten Entwicklungen im feinsinnig betitelten Herz Kammer Spiel. Ein beinharter Psychothriller ist Anne Bax’ Zweitling nicht geworden. Obwohl sie sich mit großer sprachlicher Sicherheit und Gänsehautpotenzial in die Gedankenwelt des Täters versetzt, der das kriminalistische Gespür des „harten Kerns“ aus körpereinsatzfreudigen Seniorinnen um Charlottes Mutter ErzEngel diesmal herausfordert.

Happy End mit Schlagkraft

Und das ist gut so. Denn so gruselig die psychisch gewalttätige Prämisse auch ist – das Happy End kommt (ich glaube, so viel darf Anne-Bax-Fans durchaus verraten werden) gewohnt zuverlässig und zufriedenstellend schlagkräftig. Und sein unerschütterlicher Optimismus entlässt uns mit einem warmweichen Nachhall in den eigenen Lesbenalltag, der ihn unweigerlich ein bisschen schöner macht.

P.S.
Tipp an den Verlag: Beim nächsten Mal würde ich mir ein etwas aufmerksameres Lektorat wünschen.

Verlosungsaktion für unsere Leser_innen

Wir verlosen unter den phenomenelle-Leser_innen 2 Exemplare von Herz Kammer Spiel. Schreibt einfach eine Mail an verlosung@phenomenelle.de mit Stichwort “Herzkammerspiel” und unter Angabe eurer Adresse.* Anschließend Daumen drücken. Einsendeschluss ist der 30. März 2015, teilnahmeberechtigt sind nur Personen über 16 Jahre. Der Preis wird nicht in bar ausgezahlt. Die Gewinner_innen werden schriftlich per Mail benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

* Einsendungen ohne vollständige Adresse können wir leider nicht berücksichtigen.

 

 

Related Posts

Shamim Sarif - Das Leben, von dem sie träumten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 9. bis zum 22. März 2024
  • Fernsehinfos vom 24. Februar bis zum 8. März 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit