phenomenelle

kulturelle

LITFEST homochrom

Filmrezension: Von Mädchen und Pferden

Mädchen und Pferde 1Schon der Titel setzt den Zuschauenden die Bilder typischer Pferde-Mädchen-Filme in den Kopf. Und die ersten Szenen schüren die Klischées über solche Geschichten, was von der Drehbuchautorin und Regisseurin Monika Treut völlig beabsichtigt ist. Im Laufe des Films wird die Zuschauer_in jedoch vom kompletten Gegenteil überzeugt.

Alex (Ceci Schmitz-Chuh), ein autoaggressives Mädchen aus der Stadt und Schulabbrecherin, wird von ihrer Adoptivmutter auf einen Reiterhof in den Norden Deutschlands geschickt. Dort lernt sie ein ganz anderes Leben kennen. Anstatt ein trotziger Teenager zu sein, stellt sich Alex als empfindliches Mädchen heraus, die anfangs durch diese neue Welt allenfalls eingeschüchtert ist. Auf dem Hof erwartet sie die Reitlehrerin Nina (Vanida Karun). Die Art, wie Monika Treut dem Publikum vermittelt, dass Nina homosexuell ist, überrascht. Denn es erwartet, die klischeehafte Darstellung von „Lesbischsein“ als „Anderssein“. Doch der Film nimmt es als „Normalsein“ ernst.

Ein weiteres Mädchen, Kathy (Alissa Wilms), kommt mit ihrem Pferd auf den Reiterhof. Schnell wird klar, dass zwischen Alex und Kathy die Chemie stimmt und zwischen den beiden mehr als nur Freundschaft, sondern eine erotische Anziehung besteht. Alex scheint sich nicht nur zu Kathy hingezogen zu fühlen, sie findet in ihr auch eine gewisse Vertrautheit und Halt.

Mädchen und Pferde 2

Der Film kommt mitt wenigen und nur kurzen Dialogen aus, ist passend dazu sehr schlicht gehaltenen. Die Schauspielerinnen wirken leider nicht sehr authentisch. Insgesamt hält der Film hält die Zuschauenden auf einer Spannungsebene, die weder steigt noch abfällt. Die schönen Naturaufnahmen unterstrichen das, sie wirken gar beruhigend.

Die Art, wie Monika Treut Homosexualität im Film verpackt, ist grandios. Gleichgeschlechtliche Liebe wird ganz anders dargestellt, als es anderen Filmen bekannnt und erwartet wird. Weder entstehen Dramen, noch müssen sich die Protagonisten rechtfertigen. Sie ist kein Problem, sondern Normalität, was sich die Zuschauer_in insgeheim sicher als Realität wünscht.

Artikel von Delia Heitmann

Von Mädchen und Pferden
Regie und Drehbuch: Monika Treut
Deutschland 2014
Darstellerinnen: Ceci Schmitz-Chuh, Vanida Karun, Ellen Grell, Alissa Wilms
Länge: 85 Minuten
Verleih: Edition Salzgeber

Related Posts

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 9. bis zum 22. März 2024
  • Fernsehinfos vom 24. Februar bis zum 8. März 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit