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Trojanisches Pferd lockt mit Verfassungsrang für Lebenspartnerschaft

Ausweg für konservative Lesben und Schwule?

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Wie queer.de und Domradio berichten, soll ein laienkatholischer Zirkel um Bundestagspräsident Norbert Lammert – immerhin der ranghöchste offizielle Vertreter der Bundesrepublik Deutschland nach dem Bundespräsidenten – eine Grundgesetzänderung „zu Gunsten“ der eingetragenen Lebenspartnerschaft ins Spiel gebracht haben.

Beide Medien berufen sich auf die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA), der ein so genannter „Zwischenruf“ vorliege. Diesen sollen neben Lammert weitere katholische Politiker wie Bernhard Vogel oder Dieter Althaus von CDU und CSU unterschrieben haben – alle passen in die *Vorsicht: Schublade auf* Kategorie: weiße, alte Männer.

Schutz des Staates für Lebenspartner

Der Plan der Herren: Artikel 6 des Grundgesetzes ändern. Dort soll die eingetragene Lebenspartnerschaft einen eigenen Rang bekommen und unter den Schutz des Staates gestellt werden. Vom Tisch wähnen sie damit die Öffnung der Ehe. Eine solche halten die selbsternannten Respekt-Päpste für „weder nötig noch angemessen“. So könne man aber „einer unterschiedlichen Lebensform“ angemessenen Respekt zollen. Denn nach wie vor halten sie die Ehe für „eine auf Dauer angelegte Lebenspartnerschaft von Mann und Frau und Grundlage für eine Familie, aus der Kinder hervorgehen können“.

Dass zur Kinderfrage seit Anbeginn der Menschheit aber schlicht nur Sex ohne Verhütung gehört, verschweigen sie dabei sehr gern. Von den heutigen Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin ist selbstverständlich ebenfalls keine Rede. Die ‚Ehe für alle‘ erscheint ihnen denk-konsequent als „plakative Forderung“. Was dann wohl die Ehe-Öffnung unserer direkten Nachbarn wie Dänemark, Frankreich oder Niederlande und vieler anderer europäischer und außer-europäischer Staaten ist? Ein plakatives Institut? Auch das erfahren wir nicht.

CDU-Parteitag wichtiges Datum für Ehe-Frage

Ein wenig Verzweiflung und die späte Erkenntnis, besser die immer noch mit weniger Rechten ausgestattete eingetragene Lebenspartnerschaft im Grundgesetz für Lesben und Schwule festschreiben als die Ehe öffnen zu müssen, klingt in diesem ‚Zwischenruf‘ mit. Wissen doch auch die  katholischen Herren, dass die Zeichen der Politik gegen sie stehen; die Öffnung der Ehe auch in Deutschland nur noch eine Frage der Zeit ist. Die LGBTI-Organisationen werden auf das trojanische Pferd „Verfassungsrang für die eingetragene Lebenspartnerschaft“ nicht hereinfallen. Doch wie werden die konservativen Schwulen um Jens Spahn & Co. reagieren?

Werden Sie um des Parteifriedens willen, dieses Pferd satteln und damit in den Bundestag preschen? Sollten sie auf diese faule Lösung einsteigen, bekommen sie hoffentlich endlich eine steife Brise Gegenwind vom Regierungspartner SPD, der Lesben und Schwulen in längst vergangenen Wahlkampfzeiten einmal 100% Gleichstellung versprach. Am 14. und 15. Dezember 2015 findet in Karlsruhe der 28. Parteitag der CDU statt. Die Ehe/Lebenspartnerschaft dürfte Thema sein. Sollten  die Unions-Delegierten nicht deutlich von diesem perfiden Vorschlag abrücken, steht ihnen hoffentlich eine breite Protestbewegung entgegen.

Unser Fazit für den trojanischen Zwischenruf lautet derweil:

ArschkarteCDU

Fotokredit Originalbild oben: © Christof Bobzin – Eigenes Werk, Das Trojanische Pferd vor dem Schliemann-Museum in Ankerhagen, 30. Oktober 2006, CC BY-SA 3.0

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