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Zielgruppe „Familie und Alte“? Pokalfinale in Köln

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Hochklassiger Fußball mit Sieg für Frankfurt

Ich hatte einen Traum. Hannelore Ratzeburg, Vizepräsidentin des DFB, zuständig für Frauen- und Mädchenfußball, sagt in einer Ansprache nach dem Pokalspiel am 17. Mai 2014 im Müngersdorfer Stadion:

Ich möchte diesen internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie zum Anlass nehmen, die Verdienste der Lesben in und um den Frauenfußball zu würdigen. Ohne Euch frauenliebende Frauen wäre der Frauenfußball nie das geworden, was er heute ist.

Danach geht eine Nationalspielerin ans Mikrophon und sagt:

Ich bin lesbisch und das ist auch gut so!

Nun, es war ein Traum – nach wie vor lautet für den DFB die Zielgruppe auf den Stadionrängen „Familien und Alte“. Und das obwohl die zahlenmäßig größte Zuschauerinnengruppe meist aus Lesben besteht. So auch wieder beim DFB-Pokalfinale 2014 zwischen der SGS Essen und dem 1. FFC Frankfurt in Köln. Von einem Riesenlesbenevent zu sprechen, wäre nicht ganz verkehrt.

16.000 Zuschauerinnen feiern zu kölschem Partyprogramm

Bevor sich jedoch die Stadiontore öffneten, spulte Köln routiniert das Partyprogramm ab: Auftritte von Cat Ballou, Kasalla und den Höhnern – da simmer dabei. Eine Schelmin, die da an Karneval denkt.

Auf der kleinen bratwurst-geruch-umwehten Fanmeile verteilte die dauerverletzte Frankfurter Mittelfeldspielerin Kim Kulig geduldig Autogramme, genauso wie die nicht ganz so bekannten Spielerinnen aus Leverkusen. Nebenan auf den Vorwiesen gab es Gekicke und Schusstraining bei strahlendem Sonnenschein.

Pokalfinale01Und hochklassig Fußball gespielt wurde dann auch noch. Zum dritten Mal in dieser Saison trafen die Essenerinnen auf die Frankfurterinnen. In beiden Ligaspielen hatten die hohen Favoritinnen vom Main nicht gut ausgesehen. Essen durfte sich also zumindestens Außenseiterchancen ausrechnen. Auch die Tipps zum Spielausgang bei einer Spontanbefragung der Fans gingen weit auseinander.

Aber Frankfurt hatte seine Hausaufgaben gemacht, suchte die schnelle Entscheidung und fand sie. Schon in der dritten Minute schob Kozue Ando nach feiner Vorarbeit von Kerstin Garefrekes zum 1:0 ein. In der 28. Minute erhöhte Frankfurts Innenverteidigerin Peggy Kuznik nach einer Ecke von Dzsenifer Marozsán per Kopf auf 2:0. Und nur sechs Minuten später sorgte Simone Laudehr nach einem Eckstoß von Melanie Behringer für den 3:0 Endstand.

In der zweiten Halbzeit plätscherte das Spiel so vor sich hin. Das Kölner Publikum hatte schon umkämpftere Pokalfinalspiele gesehen. Frankfurt wollte, Essen konnte nicht mehr zeigen, was der Stimmung auf den Rängen allerdings keinen Abruch tat. Eine Begeisterungswelle nach der anderen jagte durchs Stadion.

Frankfurt gewinnt zum neunten Mal

DFB Pokalfinale Frauen 2014, © Maren WuchDer Sieg der Frankfurterinnen ist hochverdient, waren sie doch in fast allen Belangen überlegen. Vor allem bei Standards wackelte die Abwehr der Essenerinnen erheblich.

Schon zum neunten Mal gewann der 1. FFC Frankfurt übrigens den DFB-Pokal. Frau Ratzeburg übergab zusammen mit Bundestrainerin Neid den Pokal an die Siegerinnen. Eine Ansprache und ein Coming Out fand an diesem Samstag nicht statt.

Fotos: © Maren Wuch

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