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phenomenelle des Tages: Mercedes de Acosta

Mercedes de Acosta (1.3.1893–9.5.1958)

Einige der berühmtesten Frauen des 20. Jahrhunderts gehörten zu ihren Liebhaberinnen, Leinwandikonen ebenso wie Primaballerina Anna Pawlowa. De Acosta war forsch, eroberte gern. Angeblich soll sie gesagt haben, sie könne jedem Mann die Frau auspannen.

In New York wird sie als Tochter eines Kubaners und einer Spanierin mit adeligen Wurzeln geboren. Die Eltern besitzen Geld, die Tochter wächst unter den Reichen ihrer Zeit auf. Früh zeichnet sich ab, dass sie alles andere als ein zu ihrer Schicht passendes Leben führen wird. Als junges Mädchen wendet sie sich gegen die moralischen Zwänge der High Society und setzt sich öffentlich für Frauenrechte ein. Sie beginnt zu schreiben.

1 veröffentlichter Roman, 3 Gedichtbände, 4 verfilmte Drehbücher – die Ausbeute ihrer professionellen Karriere. Privat lebt sie bereits zu einer Zeit ein öffentlich lesbisches Leben, als das für die meisten Menschen nicht nur Sünde, sondern undenkbar und unaussprechbar ist. Affären, Liebschaften, enge Freundschaften verbinden sie mit mehreren Leinwand-, Bühnen- und Lebenslegenden. 1916 beginnt sie eine Affäre mit der Stummfilmdiva Alla Nazimova, später mit Tänzerin Isadora Duncan. Auch Schauspielerin Eva Le Gallienne und Die Dietrich erliegen ihrem Scharm. Gerüchte ranken sich um ihre Freundschaften zu Stummfilmstar Pola Negri, Theaterlegende Eleonora Duse und Alice B. Toklas, der Lebensgefährtin Gertrud Steins. Die vermeintliche Geliebte schreibt über sie:

Man kann über Mercedes sagen, was man will, sie hatte die wichtigsten Frauen des 20. Jahrhunderts.
(Quelle: Wikipedia en über de Acosta)

Bis heute geheimnisvoll bleibt ihre enge Freundschaft mit Greta Garbo, die sich über 3 Jahrzehnte spannt. Generationen fragen sich: „Haben sie nun oder haben sie nicht?“ De Acosta behauptet: „Ja“. Zumindest in ihrer Autobiographie, die 1960 erscheint. Die freizügigen Bekenntnisse, in denen auch mancher kreative Umgang mit der Wahrheit steckt, kosten sie jedenfalls nicht nur die Freundschaft zur scheuen und zurückgezogen lebenden Garbo. Auch Le Gallienne weist wütend die Geschichten über sie zurück, nennt die Ex-Geliebte eine Lügnerin, die nur um des Ruhmes willen Geschichten erfinde.

Zeit ihres Lebens setzt sich de Acosta für verschiedene politische Bewegungen ein. Sie unterstützt die Frauenbewegung und den Widerstand gegen Franco im spanischen Bürgerkrieg. Anfang der 30er Jahre entdeckt sie den Hinduismus, studiert dessen Philosophie, Yoga und spirituelle Praktiken. 1968 stirbt die große Liebhaberin vergessen und verarmt in ihrer Geburtsstadt New York.

Foto: Arnold Genthe, Quelle Library of Congress by Wikimedia

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