phenomenelle

informelle

LITFEST homochrom

phenomenelle des Tages: Albertine Sarrazin

Ich habe noch keine Zeit gehabt, meine Tat zu bereuen, aber wenn ich es eines Tages tue, werde ich Sie davon in Kenntnis setzen.
(Quelle: fembio.org)

Albertine Sarrazin (17.9.1937–10.7.1967)

Cover Astalagus, Albertine Sarrazin by Hanser VerlagSie gehört in ihrem kurzen Leben zu den „bösen“ Mädchen, verdient sich den Lebensunterhalt überwiegend als Diebin, mit Raubüberfällen und Hehlerei. Im Gefängnis beginnt sie zu schreiben und veröffentlicht bis zu ihrem Tod 1967 drei Bestseller, die Knast- und Kriminellenromane: Stufen, Kassiber und Astralagus. Ein Genre, das in der Regel Männern vorbehalten bleibt.

Das Baby Albertine, geboren in Algier, wird von einem älteren Ehepaar aus Frankreich adoptiert. Als ein Unbekannter die 10-Jährige vergewaltigt, reagieren ihre Adoptiveltern, indem sie das Mädchen in eine Erziehungsanstalt verbannen. Sie verliebt sich in Emilienne, eine Mitzögling. Kurz vor dem Abi flieht Albertine nach Paris. Sie lebt von Prostitution und Gelegenheitsdiebstählen. Dort begegnet ihr auch Emilienne wieder, die beiden begehen einen Raubüberfall, bei dem sie gemeinsam verhaftet werden. Die Strafe: 7 Jahre Haft.

Schreibend die Erfahrungen verarbeiten

Kaum 19 Jahre alt flieht Albertine. Auf der Flucht lernt sie einen Mann kennen, ebenfalls flüchtig. Sie verlieben sich, heiraten später. Die ersten Ehejahre verbringen beide überwiegend im Gefängnis. Albertine beginnt damit, ihre Erlebnisse aufzuschreiben. 1964 wartet endlich die Freiheit. Sie formuliert aus ihren Aufzeichnungen die beiden ersten Romane, die ein Jahr später erscheinen – mit Hilfe einer berühmten Mentorin: Simone de Beauvoir. Die Bücher und ihre Schriftstellerin werden gefeiert, im In- und Ausland. Zum ersten Mal schreibt eine Frau über ihre Erfahrungen im Gefängnis und als Kleinkriminelle. Und das poetisch und mit leichtem Tonfall, trotz des alles andere als einfachen Sujets. Der unbedingte Lebenswille ihrer Heldin kann den frühen Tod Sarrazins nach einer Nierenoperation dennoch nicht verhindern.

Foto: Cover Astralagus by Hanser Verlag

Weitere Quellen und Links

Related Posts

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 9. bis zum 22. März 2024
  • Fernsehinfos vom 24. Februar bis zum 8. März 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit