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phenomenelle des Tages: Adrienne Rich

Adrienne Rich (16.5.1929–27.3.2012)

Adrienne Rich, Trumansburg, New York, October 2001, by Katharyn Howd MachanSie gehört zu den wichtigsten Aktivistinnen der modernen Frauenbewegung in den USA und kämpft zeitlebens dafür, dass sich die strukturellen Gegebenheiten verändern und damit erst Gleichberechtigung für Frauen möglich wird. Ihr Waffen im Kampf sind Feder bzw. Tastatur. Viele ihrer Gedichte gelten bis heute als Meisterwerke der feministischen Literatur und sie gilt „als eine der meist gelesenenen und einflussreichsten Poetinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“. Dabei war sie sich stets bewusst, dass Poesie allein die Welt nicht verändern kann.

Rich lehrt als Professorin und Dozentin für Englisch und kreatives Schreiben an verschiedenen Universitäten, darunter auch so renommierte wie Stanford und Cornell. Sie schreibt Essays, veröffentlicht Gedichtbände und gründet die Zeitschrift Bridges für jüdische Feministinnen und ihre Freunde mit, für die sie auch als Redakteurin arbeitet. Mit gerade 23 Jahren veröffentlicht sie den ersten Gedichtband, mit dem sie gleich einen Wettbewerb gewinnt.

Ihre Mutter ist eine begabte Pianistin, der Vater Pathologe. Er ermuntert seine Tochter früh selbst Gedichte zu schreiben und befeuert ihr Interesse für Literatur. In den ersten Jahren unterrichtet die Mutter sie und ihre Schwester zuhause, später besucht sie eine traditionelle Mädchenschule und schreibt sich im Frauencollege Radcliffe (heute Harvard) ein. Noch Studentin heiratet sie den Harvard Professor Alfred Conrad und bekommt bis Ende der 50er Jahre drei Söhne mit ihm. Ein traditionelles Frauenleben, wäre da nicht die Poesie. Sie veröffentlicht weitere Gedichte, gewinnt Preise und Stipendien.

1966 zieht die Familie nach New York, Rich und ihr Mann engagieren sich in der neuen Linken gegen Krieg und für Bürgerrechte. Sie selbst schließt sich außerdem femistischen Aktivistinnen an. Mit der Zeit wird sie radikaler, ihr Mann findet das befremdlich. Das Paar trennt sich 1970, Conrad erschießt sich kurz danach.

Anfang der 70er erlebt Rich ihr eigenes Coming Out. Lesbisch zu sein, hat für sie wie für viele ihrer lesbischen Mitkämpferinnen sowohl eine politische wie eine persönliche Dimension. 1976 verliebt sie sich in die jamaikanische Schriftstellerin Michelle Cliff. Die beiden bleiben bis zu Richs Tod 2012 ein Paar. Die Dichterin sammelt einen einen Preis nach dem anderen und bleibt politisch aktiv. 1997 lehnt sie aus Protest gegen die Kulturpolitik der Clinton-Administration die höchste Auszeichnung für Künstler des Kongresses ab, die National Medal of Arts.

[Kunst] bedeutet nichts, wenn sie nur den Esstisch der Macht, von der sie als Geisel gehalten wird, dekoriert.
(Adrienne Rich)

Foto: Adrienne Rich, Trumansburg, New York, October 2001, by Katharyn Howd Machan [Public Domain], via Wikimedia Commons

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