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phenomenelle des Tages vom 1.2.2013

Hildegard Knef (28.12.1925–1.2.2002)

Knef 199549 Filme, 23 Alben, 15 Theaterstücke, 7 Bücher und 3 Ehemänner – so klingt das Leben der Hildegard Knef, von Fans liebevoll Hilde genannt, in Zahlen und in aller Kürze. Zwischen den Zahlen liegen Erfolge und Abstürze, Höhen und Tiefen. Die Knef wollte nie „eine Dame“ sein, lebte ihr Leben in vollen Zügen und teilte auch dessen Abgründe und ihre Kämpfe mit ihrem Publikum. Allein 50 Mal wurde sie aufgrund ihrer Krebeserkrankung operiert. Sie starb nach langer Krankheit, vielen Krankenhausaufenthalten mit 76 Jahren, für die damals 91-jährige Inge Meysel als junge Frau.

Aufgewachsen in Berlin geht DIE Knef früh zum Film, beginnt als 15-Jährige eine Ausbildung zur Trickfilmzeichnerin bei der UFA. 3 Jahre später wird sie entdeckt und bekommt eine Schauspielausbildung. 1944 ergattert sie die ersten Filmrollen, das Theater folgt. Mit dem ersten deutschen Nachkriegsfilm Die Mörder sind unter uns wird sie 1946 auch international bekannt. Bald ruft Hollywood. Sie folgt, unterschreibt einen Studio-Vertrag über 7 Jahre. Die Gage fließt, doch die Rollen bleiben aus. 1950 nimmt sie die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Im gleichen Jahr dreht sie in Deutschland ihren wohl bekanntesten Film Die Sünderin, der einen der bis heute größten Skandale im deutschen Kino auslöst. In mehreren Städten demonstrieren Menschen gegen den Film, in manchen wird er verboten, in anderen Kinos verbarrikadiert – ausgelöst durch Proteste der katholischen Kirche. Aber nicht etwa wegen der Mini-Sekunde, in der die Knef nackt zu sehen ist, sondern weil sie in ihrer Rolle Sterbehilfe leistet. Angeblich erinnere dies an die Euthanasiepolitik der Nazis. Hildegarde Neff, wie sich die Knef im Ausland nennt, entflieht dem „Shitstorm“ der Adenauer-Ära gen USA.

Größeres Erinnern ruft ansonsten kein Film der Diva wirklich hervor, auch mit der Karriere hapert’s: „Von nun an geht’s bergab“. Dafür darf sie 1955 im Musical Silk Stockings eine Hauptrolle am Broadway spielen – ein Novum für eine gebürtige Deutsche. Als ihr Filmstudio sich weigert, sie wegen der Verfilmung an ein anderes Studio auszuleihen, bricht sie ihren Vertrag und verlässt die USA. Es folgt die 2. Karriere als Sängerin. Erst international, dann auch in Deutschland. „Die beste Sängerin ohne Stimme“ (Ella Fitzgerald), begeistert mit klugen, ironischen Texten und einer präsenten gefühlvollen Art. 1970 wird ihr autobiografischer Roman Der geschenkte Gaul zum Beststeller, weitere folgen. Mit ihrer Hymne Für mich soll’s rote Rosen regnen gelingt ihr 2 Mal ein Hit. Nicht nur dieser Song macht die Knef unsterblich.

Kleine Anekdote am Rande: Auf die ihre Taschenbuchausgabe der Knefschen Biographie über Romy Schneider schrieb Marlene Dietrich:

Sie kannte sie nicht. Hoffentlich schreibt sie nie über mich.

Foto: By Wwn photography of User Drache-vom-Grill on de.wikipedia [GFDL or CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

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