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Lesben sind der Untergang des Abendlandes …

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… Schwule, Bisexuelle, Trans*-Menschen und Intersexuelle natürlich auch

Außerdem leben all diese Gruppen und Menschen ihre „Ideologie des Regenbogens“ aus und beherrschen als mächtige Lobbygruppe eine zutiefst moralisch verwerfliche Debatte in Deutschland. Sie indoktrinieren und drücken anderen gutmeinenden Christenmenschen ihre Homo-Propaganda auf. Moment. Wäre da nicht ein aufrechter Lehrer aus Baden-Württemberg namens Gabriel Stängle und eine stetig wachsende Zahl von Unterstützer_innen (irgendwann in den nächsten Stunden werden sie wohl die Grenze von 60.000 überschreiten*) für seine Online-Petition mit dem klangvollen Namen „Zukunft – Verantwortung – Lernen: Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens“ auf der Plattform openPetion. Er fordert darin die baden-württembergische Politik auf, selbigen Bildungsplan zu überarbeiten und nicht auf die „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ auszulegen – kurz gesagt.

Es ist der Bloggerin Nele Tabler zu verdanken, dass die Petition und die dazugehörigen unterirdischen Kommentare, die von Greuelpraktiken sprechen, von Minderheiten, die Mehrheiten einen Maulkorb verpassen, von moralischer Zersetzung, verabscheuungswürdiger Homosexualität, staatlicher Umerziehung heterosexueller Kinder zu Schwulen oder Lesben usw. ganz langsam in die mediale Öffentlichkeit drang. Auf ihrem Blog karnele führt Nele noch weitere Kommentarbeispiele auf, die das ganze Sammelsurium homophober Beleidigungen von A wie abartig über H wie hinrichten, K wie Kinderficker bis zu Z wie zersetzen bedienen. Ein echtes Gruselkabinett von menschenverachtenden Vorwürfen, zurechtgezimmerten Halbwahrheiten und falschen Beschuldigungen.

Menschenverachtende Kommentare zu hauf

Ende November ging die Petition online, seit Mitte Dezember wird Tabler nicht müde, immer wieder auf die Petition und ihre gefährlichen Facetten hinzuweisen. Die Macher der Plattform openPetition haben den Initiator Stängle zwar dazu gebracht, seine ursprüngliche Petition, die sich noch gruseliger las, abzuändern. Die hasserfüllten Kommentare blieben und feiern weiter fröhliche Auswüchse. Die Macher sehen das wohl als Ausdruck der Meinungsfreiheit auf dem Petitionsportal und fordern Petitionsgegner auf, dagegen zu argumentieren. Der Pressesprecher äußerte gegenüber Stefanie Lohaus vom Missy Magazin:

Wenn andere Nutzer*innen zeigen können, dass die Befürchtungen unbegründet sind, ist das eine gute Möglichkeit, dem zu begegnen.

Aha. Seit wann diskutiert es sich gut mit Menschen, die Homosexualität für Sünde halten, Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Intersexuelle gern in der Hölle schmoren sehen wollen? Natürlich immer dabei betonend, man sei ja gegen Diskriminierung.

Nur wirksamer Schutz könnte helfen

Wirklich erschreckend finde ich die Kommentare nicht. Spätestens seit es Anfang der 90er zu meiner Arbeit in der Sendeleitung eines großen deutschen Fernsehsenders gehörte, Zuschaueranrufe zu beantworten, weiß ich wie sich mit der deutschen Stammtisch-Seele diskutieren lässt. Nämlich gar nicht. Argumenten sind diese Herrschaften nicht zugänglich. Menschenverachtung ist keine Meinung, sondern eine tief sitzende Emotion. Die, wenn ihr nicht entschieden ein Riegel vorgeschoben wird und sie sich zu einer starken Bewegung entwickeln kann, zu Verbrechen führt. Leider können sich die hasserfüllten Kommentator_innen auch bei openPetition immer wieder darauf berufen, dass Menschen mit einer anderen sexuellen Identität keinen besonderen Schutz in Deutschland besitzen. Die Zeit dies zu ändern, ist überfällig. Das Instrument liegt in den Händen des deutschen Parlaments: Erweitern Sie den § 3 des Grundgesetzes um das Merkmal der sexuellen Identität, meine Damen und Herren.

* UPDATE vom 13.1.2014: Inzwischen hat die Petition die Grenze von über 100.000 Unterstützer_innen erreicht. Innerhalb der letzten Tage sind 2 Petitionen eingestellt worden, eine Gegenpetition bei openPetition und eine bei Campact für Vielfalt und Toleranz. Beide haben bereits über 50.000 Unterschriften:

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