phenomenelle

Allgemein

LITFEST homochrom

phenomenelle des Tages: Ida Cox

[youtube]http://youtu.be/ieEN44N0PZ0[/youtube]

Ida Cox (26.2.1896–10.11.1967)

Screenshot aus Ida Cox sings the Blues, Quelle: YouTubeDie „ungekrönte Königin des Blues“ beginnt ihre Karriere wie Ma Rainey und Bessie Smith, beides Idole für sie, bei den Rabbit Foot Minstrels. Wie die etwas ältere Rainey und die etwa gleichaltrige Smith prägt sie die Ära des klassischen Bluesgesangs. Ihr Song Wild Women don’t have the Blues gilt als eines der ersten feministischen Lieder und gehört zu den Blues-Klassikern.

Geboren als Ida Prather im tiefen Süden der USA, wächst sie in tiefer Armut auf. Beide Eltern leben und arbeiten eine Plantage. Ida singt früh im Gospel-Chor und verlässt ihre Heimat mit 14 Jahren, um sich einer Minstrel-Show-Truppe als Schauspielerin, Sängerin und Komödiantin anzuschließen. Mit 19 Jahren befreit sie sich von den stereotypen abwertenden Sklavenmädchen-Rollen und singt nur noch den Blues. Ein Jahr später heiratet sie den Trompeter Adler Cox, der aber bald darauf stirbt. Trotz zwei weitere Ehen behält sie seinen Nachnamen.

Star-Ruhm über die klassische Ära hinaus

1920 sagt sie dem Tour-Business Adieu und konzentriert sich nur noch auf ihren Gesang. Die 20er werden das Jahrzehnt der klassichen Blues-Sängerinnen und Cox eine ihrer Königinnen. Bald folgen Plattenaufnahmen, allein für die Paramount nimmt sie innerhalb von sechs Jahren 78 Songs auf. Ihre Karriere verliert durch die Depression in den USA an Fahrt, endet aber nicht wie bei anderen Kolleginnen. Cox tourt ab 1929 mir ihrer eigenen Show durch die Südstaaten und Chicago, ab Mitte der 30er zunehmend unter finanziellem Druck. 1939 kommt sie mit einem Konzert in der Carnegie Hall zurück. Doch dann setzt ein Schlaganfall mit kaum 50 Jahren ihrer Karriere 1945 ein jähes Ende. Cox zieht sich zurück und gerät erst 1961 wieder in das Licht der Öffentlichkeit. Kollegen überreden sie, ein letztes Album aufzunehmen. Ihre Stimme ist zwar nicht mehr so variantenreich, aber ihre Präsenz macht die Mängel wett. Nach einem weiteren Schlaganfall stirbt sie 1967 an Krebs.

Ida Cox punktet beim Publikum besonders mit ihrem kraftvollen Auftreten und der aufwühlenden Art die Songs vorzutragen. Ma Rainey und Smith verfügen über bessere und ausdrucksvollere Stimmen. Cox tritt selbstbewusst auf. Als eine der wenigen Frauen schreibt sie eigene Lieder, darunter auch ihren wohl wichtigsten Song Wild Women don’t have the Blues. Die wilde Frau darin lässt sich von Männern nichts gefallen und schmeißt sie raus, wenn sie gewalttätig werden. Weibliche Unabhängigkeit gehört ebenso zu ihren Themen wie sexuelle Befreiung und die sozialen und politischen Kämpfe schwarzer Frauen. Mit ihrer eigenen Show zeigt sie auch als Geschäftsfrau enorme Talente. Cox und ihre Mit-Sängerinnen ist der Siegeszug des Blues in die populäre Musik zu verdanken. Koko Taylor, selbst Sängerin, sagt in der Dokumentation Wild Women don’t have the Blues über die frühen Blues-Königinnen:

Sie waren das Fundament des Blues. Sie brachten den Blues von der Sklaverei auf die Bühne.

Fotocredit: Screenshot aus Ida Cox Sings The Blues

Weitere Quellen und Links

Related Posts

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige


Anzeige LITfest homochrom 06.–08.08.2021

visuelle

  • Fernsehinfos vom 9. bis zum 22. März 2024
  • Fernsehinfos vom 24. Februar bis zum 8. März 2024
  • Radiotipp: Die Linguistin Luise F. Pusch im Gespräch
  • Buchtipp: Daniela Schenk: Mein Herz ist wie das Meer
  • Buchtipp: Elke Weigel – „Wind der Freiheit“
  • Buchtipp: „Riss in der Zeit“ von Ahima Beerlage
  • Filmtipp zum 75. Geburtstag von Ilse Kokula
  • Ilka Bessin: Abgeschminkt – Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede
  • Interview und Verlosung zu 25 Jahre „Krug & Schadenberg“
  • Der Schottische Bankier von Surabaya: Ein Ava-Lee-Roman
  • CD-Review: LAING sind zurück mit neuem Album
  • Interview: „Diversity muss von der Führung kommen“
  • 5 Serien für Fans starker TV-Charaktere …
  • „Danke Gott, dass ich homo bin!“ – Filmreview von „Silvana“
  • Buchrezi: „Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte“
  • Rückblick auf die NorthLichter
  • DVD-Rezi: „Call My Agent“ – Staffel 2
  • Berlin: Etwas andere Pride Parade am 23. Juni 2018 …
  • Buchrezi: Carolin Hagebölling „Ein anderer Morgen“
  • Ausstellungseröffnung „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin
  • „The Einstein of Sex“ – Stück über Magnus Hirschfeld
  • „Here come the aliens“ – Das neue Album von Kim Wilde
  • Album-Review: Lisa Stansfield „Deeper“
  • Theater X: Deutschlands vergessene Kolonialzeit